Karl Schnell: Politischer Marathonmann plötzlich ohne Partei

Karl Schnell: Politischer Marathonmann plötzlich ohne Partei
Karl Schnell: Politischer Marathonmann plötzlich ohne ParteiAPA/BARBARA GINDL
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Nach internen Querelen wurde Salzburgs nun aus der Partei ausgeschlossen.

Salzburgs ehemaliger Langzeit-FPÖ-Chef Karl Schnell ist ein politisches Stehaufmännchen. Von 1992 bis 2013 führte der 61-jährige Mediziner die Salzburger FPÖ an und hat nicht nur die Auflösung der gesamten Landespartei durch Susanne Riess-Passer Ende der 90er Jahre überlebt, sondern auch die dramatische Wahlniederlage 2004. Doch nun führten interne Querelen zu seinem Ausschluss aus der Partei.

In die Politik geholt wurde der Landtags-Klubobmann von Jörg Haider, der seinen Wahlkampf-Hubschrauberpiloten 1991 zum Generalsekretär seiner FPÖ machte. Und als die Salzburger FPÖ 1992 auf Geheiß Haiders ihren (zu "zahmen") Obmann und Landesrat Volker Winkler abmontierte, war Schnell als Nachfolger zur Stelle. Es folgten fünf Jahre Oppositionspolitik auf der Regierungsbank.

Der nachhaltigste Erfolg des ehemaligen FPÖ-Chefs in der Landesregierung war aber ein ungewollter: die Abschaffung des Regierungsproporzes und die Einführung der freien Koalitionsbildung in Salzburg. Auslöser war die sogenannte Datenklau-Affäre im Oktober 1997: FPÖ-Mitarbeiter (die vor Gericht später vom illegalen Zugriff auf Daten freigesprochen wurden) besorgten sich während einer EDV-Panne in der Landesregierung eine vertrauliche "Postenschacher-Liste" (O-Ton Schnell) vom Computer des damaligen SPÖ-Chefs Gerhard Buchleitner. ÖVP und SPÖ warfen Schnell daraufhin per Misstrauensantrag aus der Landesregierung und schafften den Regierungsproporz ab.

In der FPÖ führten die folgenden Personalrochaden zu einem harten internen Machtkampf. Schnell fühlte sich von Haider nicht ausreichend unterstützt, warf das Handtuch und attestierte dem Parteichef Führungsschwäche - woraufhin Haider die Absetzung sämtlicher Funktionäre der Salzburger FPÖ verfügte. Der späteren Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer, die den Gewaltakt vollzog, verpasste Schnell den Spitznamen "Königskobra". Ein öffentlicher Kniefall vor Haider rettete ihm dann seinen Platz an der Salzburger FPÖ-Spitze.

Die Wähler ließen die Turbulenzen in der FPÖ aber offenbar kalt: 1999 fuhr Schnell das historisch beste Ergebnis der Salzburger Freiheitlichen ein. Im Jahr darauf sorgte Schnell für Schlagzeilen, als er den damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil indirekt einen "Lump" nannte und 7267 Euro Strafe zahlen musste. Eine schwere Schlappe bescherte Schnell die Landtagswahl 2004: Die blauen Wähler liefen in Scharen zur SPÖ über, die kurz vor der Spaltung stehende FPÖ stürzte auf 8,69 Prozent ab - das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte.

Den endgültigen Bruch mit seinem langjährigen Mentor Jörg Haider vollzog Schnell erst mit der Abspaltung des BZÖ 2005. Wie der Großteil der Partei hielt er der FPÖ die Treue, verspürte mit dem neuen Parteichef Heinz-Christian Strache wieder Aufwind.

Viele Jahre kündigte der Landarzt aus Saalbach-Hinterglemm dann einen politischen Generationenwechsel an, der aber nie passierte. Und das dürfte auch ein Grund für die aktuellen Unruhen sein. Zwar übergab Schnell 2013 den Parteivorsitz an den Abgeordneten Rupert Doppler, Junge rückten aber nicht nach oben. Und erst kürzlich ließ Schnell durchblicken, möglicherweise auch bei der Wahl 2018 noch einmal anzutreten. Ob das unter den nun geänderten Vorzeichen noch aktuell ist, vermochte der Langzeit-Politiker heute noch nicht zu sagen.

(APA)

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