Heute kommen die Bilderberger nach Tirol

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Von Konzernchefs über Ministerpräsidenten bis zum Nato-General: Heute startet in Telfs die mythenumrankte Veranstaltung mit prominenten Gästen.

Heute, Donnerstag, beginnt die 63. Bilderberg-Konferenz in Tirol. Rund 140 Politiker, Firmenchefs und Experten aus 22 Ländern debattieren bis 14. Juni hinter verschlossenen Türen des auf einem Hochplateau gelegenen Interalpenhotels in Telfs über Wirtschaftsfragen, Terror, Griechenland und Russland. Wegen der Geheimhaltungsregeln ist das Treffen umstritten. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm.

Eingeladen sind politische Entscheidungsträger und einflussreiche Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Die Teilnehmerliste ist unter www.bilderbergmeetings.org einsehbar. Unter anderem finden sich dort Bundespräsident Heinz Fischer, die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, der niederländische Premier Mark Rutte, der belgische Ministerpräsident Charles Michel oder NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Erwartet werden auch der Deutsche Bank-Aufsichtsratsvorsitzender Paul M. Achleitner, der Tiroler Immobileninvestor Rene Benko, Standard-Gründer und -Herausgeber Oscar Bronner, der Vorstandsvorsitzende des französischen Versicherungskonzerns AXA, Henri de Castries, Manager John Elkann (Fiat), Airbus-Manager Thomas Enders, Siemens-Generaldirektor Wolfgang Hesoun, Ex-US-Außenminister Henry Kissinger, OMV-Vorstandsvorsitzender Gerhard Roiss oder Ryanair-Vorsitzender Michael O'Leary.

Polizei mit Großaufgebot im Einsatz

Die Polizei zieht für die Veranstaltung bis zu 2100 Beamte aus ganz Österreich zusammen. Im nahen Mittenwald in Bayern stehen weitere 300 deutsche Polizisten bereit, die "im Fall des Falles" die österreichischen Kollegen unterstützen könnten. Rund um den Tagungsort gilt ein "Platzverbot". Die Zufahrtsstraße wurde gesperrt, eine Flugverbotszone eingerichtet. Zur Luftraumsicherung kommen bis zu 25 Flächenflugzeuge und Hubschrauber des Bundesheeres zum Einsatz.

Die Konferenz ist als private Diskussionsveranstaltung organisiert und findet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Laut Organisatoren werde weder ein Protokoll geführt noch ein Abschlussbericht geschrieben. Bei den Treffen wird die sogenannte "Chatham House Rule" angewendet, das heißt die Teilnehmer dürfen niemanden persönlich zitieren. Dies belebe die Diskussion und führe zu offeneren Worten, argumentieren die Bilderberger. Gleichzeitig ranken sich um die Treffen eine Reihe von Verschwörungstheorien.

"Konferenz dient der Aufteilung der Welt"

Kritiker werfen den Bilderbergern vor, eine Art geheime Weltregierung zu sein. "Die Konferenz dient den Teilnehmern zur Absteckung wirtschaftlicher Interessen und der Aufteilung der Welt unter den westlichen Großmächten. Diese sind einige der Hauptverantwortlichen für Krieg und Verarmung in großen Teilen der Welt zu Gunsten von Profit", bemängelte etwa die Kommunistische Jugend Innsbruck. Für die FPÖ ist es ein "demokratisch nicht legitimiertes" Treffen.

Mehrere Demonstrationen sind angemeldet. Die Gegner der Veranstaltung mobilisieren zu einem großen Protestmarsch am Nachmittag des kommenden Samstags vom Rathausplatz in Telfs durch den Ort. Auf einem Parkplatz auf dem Weg zum Hotel findet zudem eine "Dauerkundgebung" mit bis zu 150 Demonstranten statt.

Die Bilderberg-Konferenz wurde 1954 mit dem Ziel gegründet, den Dialog zwischen Europa und Nordamerika zu fördern. Benannt sind die Treffen nach dem ersten Tagungsort, einem Hotel im niederländischen Oosterbeek. Dort versammelte der niederländische Prinz Bernhard im Jahr 1954 erstmals Politiker und Unternehmer, um vor dem Hintergrund des Kalten Krieges Spaltungstendenzen in der westlichen Hemisphäre entgegenzuwirken. Seitdem trifft sich die Gruppe jedes Jahr in einem anderen Land. Die Zusammensetzung der Teilnehmer ändert sich ständig.

(APA)

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