Islamischer Fehlglaube von der Immunität

Symbolbild Schweinegrippe
Symbolbild Schweinegrippe(c) AP (Matthias Rietschel)
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Im Islam ist der Verzehr von Schweinefleisch verboten. Der Irrglaube, dadurch vor der Schweinegrippe geschützt zu sein, ist weit verbreitet. Ägypten lässt sogar alle Schweine des Landes schlachten.

Viele Moslems glauben, gegen die sogenannte Schweinegrippe immun zu sein, weil sie grundsätzlich kein Schweinefleisch essen. Das berichtet der arabische Onlinedienst Al Bawaba. Wie üblich bei Weltereignissen - so Al Bawaba - werde in der arabischen Welt "rund um die Uhr" nach Erklärungen gesucht, die meist in Verschwörungstheorien enden. So denken einige, dass es Moslems waren, die den Schweinegrippe-Virus entwickelt hätten, um die christliche Bevölkerung zu dezimieren.

Jagd auf Schweine

In Ägypten wurde eine Notschlachtung aller 350.000 Schweine am Nil beschlossen, um eine Ansteckung auszuschalten. In dem überwiegend muslimischen Land gilt dieser Beschluss als weiterer Versuch, die christlich-koptische Minderheit zu verfolgen. Am Mittwoch wurde mit der Schlacht-Aktion trotz Widerständen der Bauern begonnen. Laut der Zeitung "Al-Masry Al-Youm" hatten einige Schweinebauern begonnen, ihre Tiere in die Wüste zu schmuggeln und zu verstecken, um sich dem Regierungsbefehl zu widersetzen. Bisher ist weltweit kein einziger Fall bekannt, in dem ein Schwein mit dem H1N1-Virus infiziert wurde.

Landwirtschaftsminister Amin Abasa sagte der Zeitung "Al-Masry Al-Youm", die meisten anderen Staaten hätten zwar keine derart radikalen Maßnahmen ergriffen, doch in Ägypten wolle man eben besonders vorsichtig sein. "Außerdem ist dies eine gute Gelegenheit, um die Schweinezucht-Betriebe aus den Wohnsiedlungen in Gebiete zu verlegen, in denen keine Menschen wohnen."

In Jordanien hat die Regierung am Mittwoch beschlossen, alle fünf Schweinefarmen des Landes zu schließen, weil sie gegen "Sicherheitsbestimmungen der öffentlichen Gesundheit" verstoßen. Die Hälfte der rund jordanischen 800 Schweine soll getötet werden und der Rest in Gegenden "fern der Bevölkerung" umziehen. Saudi Arabien will an allen Grenzübergängen innerhalb von 48 Stunden Wärmebildkameras aufstellen. In Kuwait werden alle ankommenden Flugpassagiere aus Mexiko, den USA und Großbritannien auf erhöhte Temperatur geprüft. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben einen sofortigen Importstopp von Schweinefleisch verfügt und Hotels verboten, Schweinefleisch zu kochen.

Unreine Tiere

Im Islam gilt das Schwein als unrein. Muslimische Ärzte haben schon vor Ausbruch der Epidemie vor dem Genuss von Schweinefleisch gewarnt. Gemäß islamischen Vorstellungen führt dessen Konsum zu einem "Niedergang der Seele" und zerstört in jedem Menschen die "spirituellen und moralischen Fähigkeiten".

In Israel beklagte sich der amtierende Gesundheitsminister, Rabbi Jakob Litzman von der vereinigten Tora-Partei, weltweit ausgelacht worden zu, als er vorschlug, die "Schweinegrippe" in "Mexikanische Grippe" umzubenennen. Inzwischen habe sich sogar der amerikanische Präsident Barack Obama dafür ausgesprochen, künftig von der "Südamerikanischen Grippe" zu reden. In Israel hatte sich der mexikanische Botschafter über Litzmans Vorschlag beschwert.

Zu den israelischen Vorsichtsmaßnahmen gehört unter anderem die Überprüfung ankommender Passagiere auf dem Flughafen Ben Gurion. Dort sind Fragebögen auszufüllen, wer jüngst in Mexiko war und sich schlecht fühlt, soll noch vor der Passkontrolle untersucht werden. Ebenso wurde beschlossen, Tamiflu zu lagern, um es an 30 Prozent der Gesamtbevölkerung austeilen zu können. Im schlimmsten Fall soll die Verantwortung für den Umgang mit der Grippe-Epidemie in Israel vom Gesundheitsministerium an das Verteidigungsministerium übergeben werden. Am Donnerstag trafen Vertreter des Gesundheitswesens aus Israel, der palästinensischen Autonomiebehörde und Jordanien am Grenzübergang Allenby-Brücke am Jordan zusammen, um ein gemeinsames Vorgehen zu beschließen. Ägypten verweigerte die Teilnahme an dem Treffen.

(APA)

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