Das Insolvenzverfahren ermöglicht die Weiterführung der Geschäfte.
Das Insolvenzverfahren nach "Chapter Eleven" (Kapitel Elf) des US-Konkursrechts, wie es die Chrysler beantragt hat, wird von großen US-Gesellschaften am häufigsten angewendet. Während eines solchen Verfahrens kann ein Unternehmen seine Geschäfte unter dem temporären Schutz des Gerichts vor den Gläubigern weiter führen, sich reorganisieren und sanieren.
Anders als in Europa behält das zahlungsunfähige Unternehmen also die Kontrolle über das Geschäft, falls nicht anderes vom Konkursgericht angeordnet. Banken und andere Gläubiger haben keinen Zugriff auf den Schuldner, das Management behält allein die Kontrolle. Das US-Recht verlangt in einer Frist, die mehrere Jahre dauern kann, einen Sanierungsplan. Wird er von dem zuständigen Gericht genehmigt, steht das Unternehmen hinterher oft gesünder da als vor dem Eintritt in Chapter 11.
Schuldner und Gläubiger haben im Rahmen dieses Konkursverfahrens sehr ausgeprägte Möglichkeiten, miteinander zu kooperieren. Dabei sollen die Gläubiger möglichst viel von ihren Forderungen zurückerhalten. Dies ist oft besser möglich, wenn das Unternehmen nicht aufgelöst wird, sondern erhalten bleibt.
Da überschuldeten Unternehmen oft ausreichende finanzielle Mittel zur Fortführung der Geschäfte fehlen, wird häufig eine so genannte "Debtor-in-Possession"-Finanzierung mit Banken und anderen Geldgebern vereinbart. Die Rückzahlung dieses Neukredits hat Vorrang vor allen anderen Gläubigerforderungen.
Bei "Chapter-Eleven"-Konkursverfahren erhalten die Anleihebesitzer oder andere Gläubiger oft Aktien der reorganisierten Gesellschaft als Entschädigung für ihre Forderungen. Die alten Aktionäre gehen in der Regel leer aus und verlieren ihr Geld. Ziel des Unternehmens ist es, das Verfahren mit möglichst wenig Schulden abzuschließen.
Als zweites hauptsächliches Konkursverfahren sieht das US- Konkursrecht von 1978 einen Konkurs nach "Chapter Seven" (Kapitel Sieben) vor. Es wird angewendet, wenn ein Unternehmen nicht über ausreichende Vermögenswerte oder Geschäftsaussichten verfügt und aufgelöst werden soll.
Um wieder auf die Beine zu kommen, darf ein US-Unternehmen unter Chapter 11 zusätzliche Kredite beantragen. Die neuen Gläubiger haben Vorrang vor anderen Kreditgebern. Die Sanierung wird zudem durch den Staat unterstützt, der unter bestimmten Bedingungen Lasten wie Pensionsansprüche oder auch Schulden erlassen kann. Damit gehen US-Unternehmen häufig gestärkt aus einem Insolvenzverfahren hervor.
Kritik am Chapter 11 kommt daher nicht nur von Wettbewerbern aus anderen Ländern, sondern auch aus den USA selbst. Wiederholt haben vor der Pleite stehende Unternehmen den Gläubigerschutz nicht nur genutzt, um sich von Altlasten zu befreien. Zugleich holten sie sich mit konkurrenzlos günstigen Niedrigpreisen auch Marktanteile zurück. In den USA wird deshalb seit längerem über eine Reform des Chapter 11 diskutiert.
(Schluss) hwk/wya