Die Tat dürfte einen rassistischen Hintergrund haben. In Charleston blieb es nach dem Mord ruhig, die Trauer ist größer als die Wut.
Nach dem Massaker an neun Afroamerikanern in einer Kirche in Charleston verdichten sich die Hinweise auf einen rassistischen Hintergrund. US-Medien beschrieben den Täter als Einzelgänger, der die Schulausbildung abgebrochen habe und wegen rassistischer Äußerungen aufgefallen sei. In letzter Zeit sei er mit der Polizei in Konflikt geraten. Die Polizei sprach von einem "Verbrechen des Hasses". "Der einzige Grund dafür, dass jemand in eine Kirche geht und Leute erschießt, ist Hass", sagte auch Charlestons Bürgermeister Joe Riley.
Präsident Barack Obama sagte am Donnerstag, irgendwann müssten sich die USA mit den Ursachen solcher Gewalttaten auseinandersetzen. Er verwies auf die unbewältigten Probleme zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und die laxen US-Waffengesetze. Wieder einmal habe ein Täter es zu leicht gehabt, an eine Schusswaffe zu kommen. "So etwas geschieht nicht an anderen Orten mit einer solchen Häufigkeit", sagte Obama zur Rechtslage. Auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton forderte eine Reform des Waffenrechts.
Rassistische Sprüche vor der Tat
Der Mörder hatte in der Emanuel-Methodistenkirche in Charleston (US-Staat South Carolina) während einer Bibelstunde den Pastor und acht weitere Menschen erschossen. Der Täter habe zunächst etwa 50 Minuten lang selbst an der Veranstaltung teilgenommen. Dann sei er aufgestanden, habe rassistische Sprüche von sich gegeben und auf die Teilnehmer geschossen, sagte eine Überlebende nach einem Bericht der Zeitung "Charleston Post and Courier".

Ein Fahndungsfoto zeigt den Verdächtigen in einer Jacke mit aufgebrachten Flaggen der ehemaligen Apartheidstaaten Südafrika und Rhodesien. Diese Flaggen sind laut "New York Times" bei weißen Rassisten in den USA beliebt. Noch am Donnerstag nahm die Polizei den Verdächtigen bei einer Verkehrskontrolle 300 Kilometer vom Tatort entfernt fest. Er wurde einem Richter vorgeführt und für die Untersuchungshaft und das Gerichtsverfahren nach South Carolina zurückgebracht.
"Trauer ist größer als die Wut"
Das Justizministerium zog das Ermittlungsverfahren an sich. Es handelt sich um eines der schwersten möglicherweise rassistisch motivierten Verbrechen seit Jahren in den USA. In den Medien war auch von Inlandsterror ("domestic terrorism") die Rede. Dabei wurde als Vergleich der Anschlag auf ein Bundesgebäude in Oklahoma City vor 20 Jahren genannt, bei dem 168 Menschen starben.
In Charleston blieb es nach dem Mord ruhig. Vor dem abgesperrten Tatort versammelten sich nur wenige Menschen. "Die Trauer ist größer als die Wut", sagte einer. Viele Umstehende werteten die Tat als Einzelfall eines möglicherweise kranken Menschen. "Wir leben jeden Tag mit Benachteiligungen", sagte ein Schwarzer. "Dieser Fall reiht sich aber nicht ein in die vielen Fälle von Polizeibrutalität oder Diskriminierung im öffentlichen Leben. Tatsächlich ist dieser Mord ohne Beispiel."