Boltz für „Nabucco neu“

(c) Michaela Bruckberger
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Die EU müsse sich rasch entscheiden, durch welche Röhre sie künftig Gas beziehen will.

Wien. Europa brauche eine Alternative zu russischem Gas und solle die Route für eine neue Gaspipeline rasch festlegen, sagt E-Control-Chef Walter Boltz. Derzeit werde in Brüssel für so viele Projekte gleichzeitig lobbyiert, dass die EU in ihrer Entscheidungsfindung komplett gelähmt sei.

Boltz selbst plädierte für eine Wiederbelebung der alten Nabucco-Pläne auf den früher geplanten Trassen von Nabucco West und South Stream. Solle das Projekt bis 2020/2021 umgesetzt sein, müsse man zwangsläufig auf vorhandene Projekte aufsetzen, argumentierte er. Wie „Die Presse“ berichtete, arbeiten auch die OMV – schon damals federführend bei der Nabucco – und die russische Gazprom an einer neuen Leitung auf dieser Strecke. „Eine Pipeline überwiegend für russisches Gas ist nicht in unserem Interesse“, schränkt Boltz aber ein.

Einzelne Unternehmen müssten angesichts der Entscheidungsschwäche der EU freilich nach ihrem eigenen Vorteil suchen. Doch für die EU gesamt wäre ein Gaskorridor Richtung Zentralasien wichtiger. Allein in Turkmenistan, Aserbaidschan, Kasachstan und Georgien lagere so viel Gas, dass Österreich 1000 Jahre lang gut versorgt wäre.

„Eine Pipeline ist ein Geschäft“

Am Geld scheitere der Bau der neuen Gasleitung nach Ansicht des Energieregulators nicht. „Eine Pipeline ist ein Geschäft. Die Infrastrukturfonds der EU lechzen nach Projekten“, sagt er. Das Risiko lasse sich im Extremfall nach aktuellem EU-Recht auch auf die jeweils bevorzugten Länder verteilen. Als mögliche Zugpferde wünscht sich Boltz diesmal jedoch nicht Energiekonzerne, sondern gleich europäische Gasnetzbetreiber, die „finanziell gut ausgestattet“ sind.

Seit 2008 ist der Gasverbrauch der EU um ein Fünftel gesunken. Da aber auch die Förderung in Europa abfällt, steigt der Importbedarf trotzdem an. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2015)

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