Studie: Römisch-katholische Kirche wichtig für Arbeitsmarkt

BASILIKA MARIAZELL
BASILIKA MARIAZELLAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Staat zahlt "netto" 130 Millionen Euro an die Kirche. Vor allem rund um die Firmung wird die Wirtschaft durch gesteigerten Konsum angekurbelt.

Die römisch-katholische Kirche ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber und gesellschaftlicher Dienstleister, was den Staat netto 130 Millionen Euro im Jahr kostet. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von IHS und Joanneum Researach im Auftrag der Kirche. Die am Donnerstag präsentierte Untersuchung bietet erstmals eine Gesamtsicht auf Wertschöpfung und volkswirtschaftlichen Nutzen.

Die römisch-katholische Kirche sorgt für 2,36 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung in Österreich, ist ein zentrales Ergebnis. Die Wertschöpfung - direkt, indirekte und induzierte - beträgt 6,65 Milliarden Euro im Jahr. Gesamtwirtschaftlich fällt nach Ansicht von IHS und Joanneum der Nutzen klar zugunsten der kirchlichen Leistungen aus. Denn insgesamt verursachen sie Kosten von 5,91 Milliarden Euro - neben staatlichen Geldern werden hier auch "privater Aufwand" wie Spenden und Kirchenbeitrag sowie Eigeneinkünfte der Kirche selbst eingerechnet -, doch sie sind laut den Berechnungen der Studie 8,49 Milliarden Euro wert.

147 Millionen Ausgaben durch kirchliche Feste

Auch für den Arbeitsmarkt ist die Kirche ein nicht zu vernachlässigender Faktor. 3,75 Prozent der Arbeitsplätze in Österreich stehen laut Studie im Zusammenhang mit der römisch-katholischen Kirche. Konkret sind 158.000 Personen beschäftigt, was 120.000 Vollzeitäquivalenten entspricht. "Jeder 42. Euro wird im Umfeld von kirchlichen Leistungen erwirtschaftet, jeder 27. Arbeitsplatz in Österreich steht im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten", fasst Alexander Schnabl vom Institut für Höhere Studien diese Ergebnisse zusammen.

Hervorgehoben wird von den Studienautoren der gesamtwirtschaftliche Effekt von "Konsumausgaben im Rahmen der Feste anlässlich der Heiligen Sakramente": Denn hochgerechnet würden durch Taufe, Erstkommunion und Firmung und die ganzen Feierlichkeiten drumherum über 147 Millionen Euro ausgegeben. Etwa mehr als 60 Millionen davon gehen in die Gastronomie. Die Firmung mit durchschnittlichen Ausgaben von 1151 Euro ist dabei übrigens am teuersten, die Taufe mit 805 Euro am billigsten.

6 Prozent arbeiten ehrenamtlich

Der Schwerpunkt der kirchlichen Aktivitäten liegt in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Bildung, wobei der Sektor Gesundheit und Pflege auf Platz eins nach Wertschöpfung und Beschäftigung liegt. Für die öffentliche Hand ist das ein gutes Geschäft, so eine Schlussfolgerung der Studie. Zwar fließen von ihrer Seite mittels Subventionen und "Leistungseinkäufen" 3,48 Milliarden Euro an die Kirche, umgekehrt aber fließen 3,35 Milliarden Euro von den kirchlichen Institutionen in Form von Steuern und Abgaben wieder zurück, womit die Steuerzahler einen Nettobetrag von 130 Millionen Euro zu zahlen bleibt.

Auch der (Stellen-)Wert der ehrenamtlichen Arbeit in der Kirche wurde untersucht. 6,4 Prozent der Katholiken (rund 354.000 Personen) engagieren sich auf Pfarrebene, zwei Drittel davon sind weiblich. Auf Basis von Hochrechnungen gehen die Studienautoren von einem wöchentlichen Arbeitsvolumen von über 570.000 Stunden aus.

Methodisch fußt die Studie auf einer multiregionalen Input-Output-Analyse, einer Kosten- Nutzen-Analyse sowie zwei österreichweit repräsentativen Befragungen der Pfarren und Ordensgemeinschaften. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2012. Auftraggeber waren die (Erz-)Diözese sowie die Superiorenkonferenz (Orden).

(APA)

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