Novomatic Deal: Casinos-Chef Stoss kritisiert Aufsichtsrat Hampel

OLYMPICS - visit of president Thomas Bach (IOC)
OLYMPICS - visit of president Thomas Bach (IOC)GEPA pictures
  • Drucken

Karl Stoss hätte von langjährigem Lotterien-Aufsichtsrat ein anderes Vorgehen beim Novomatic-Deal erwartet. Nun wird geprüft, ob Hampel Pflichten verletzt hat.

Für Casinos-Austria-Chef Karl Stoss war der Einstieg des Erzrivalen Novomatic bei den Lotterien genauso überraschend wie für die Miteigentümer. Im APA-Interview übte er harsche Kritik am langjährigen Lotterien-Aufsichtsrat Erich Hampel, der den Deal eingefädelt hat. "Mich stört die Art und Weise, wie hier vorgegangen wurde. Dass ein langjähriger Mitgesellschafter das quasi hinterrücks gemacht hat, ist nicht gerade als fair play einzustufen", so Stoss. Er spielt damit auf die B&C-Gruppe an, die u. a. von Hampel geführt wird. B&C hat die BAIH Beteiligungsverwaltungs GmbH, die die Lotterien-Anteile in Höhe von 7,94 hielt, an Novomatic weitergereicht.

Von Hampel, "jemand, der immerhin Vizeaufsichtsratspräsident der Österreichischen Lotterien ist und seit Anbeginn im Aufsichtsrat der Lotterien sitzt, hätte man ein anderes Vorgehen erwartet", sagte Stoss. Frustriert seien auch die über Syndikatsverträge miteinander verbundenen Lotterien-Miteigentümer. "Ich weiß, dass Dr. Hampel im Vorfeld auch mit anderen Gespräche geführt hatte und ihnen die Anteile in die Hand versprochen hat."

Wurden Unterlagen weitergereicht?

Bestehende Miteigentümer fragten sich nun, ob die Übertragung der Anteile an Novomatic rechtmäßig war oder ob eventuell Vorkaufsrechte verletzt wurden. Eine klare Rechtsmeinung dazu habe er, Stoss, noch keine. Die Casinos, mit 68 Prozent größte Eigentümerin der Lotterien, werde zusammen mit den Mitgesellschaftern die Einleitung rechtlicher Schritte prüfen.

"Das mit der Verletzung ist ein sehr heikler Punkt. Ich nehme an, dass die Anteile nicht nur auf Zuruf gewandert sind, sondern dass auch Unterlagen weitergereicht wurden." Es sei jedoch Aufgabe eines Aufsichtsrats, im Sinne der Gesellschaft zu handeln - "nicht im Sinne seiner eigenen Gesellschaft, sondern im Sinne der Lotterien". Das ganze war auch Thema in den Aufsichtsräten von Casinos und Lotterien in dieser Woche.

Finanzminister "sehr irritiert"

Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) war nach den Worten Stoss' vom überraschenden Novomatic-Einstieg ebenso "sehr irritiert". Schelling will den staatlichen Anteil vom Casinos-Konzern von derzeit 33,2 Prozent aufstocken und die komplizierte Eigentümerstruktur bereinigen. "Wie arbeitet der neue Eigentümer der BAIH, sprich Novomatic, da mit?", fragt sich Stoss.

Der Casinos-Konzernchef findet die von Schelling angestrebte Verstaatlichung "überhaupt nicht retro", wie er sagt. Nachdem im März die Privatstiftung von Maria Theresia Bablik ihren knapp 17-prozentigen Anteil zum Verkauf gestellt hat, hätte auch jeder andere Miteigentümer - sie alle sind über Syndikatsverträge aneinander gebunden und haben Vorkaufsrechte - in die "Rolle des Fahnenträgers" schlüpfen können. "Jetzt sagt der Bund: Bereinigen wir die Struktur von Klein- und Kleinstaktionären und bündeln das ganze neu."

Finanzminister Schelling will die Casinos-Anteile, so er sie ob der Konkurrenz überhaupt aufstocken kann, später weiterverkaufen. A la longue will er dem Vernehmen nach über die Staatsholding ÖBIB mit 10 bis 25 Prozent am Glücksspielkonzern beteiligt bleiben.

Konzernumbau geplant

Casinos-Austria-Chef Stoss schwebt eine komplett neue Konzernstruktur vor. Unter einer schmalen Finanzholding sollen zu 100 Prozent die operativen Gesellschaften Casag (Casinos Austria), Casinos Austria International (CAI), Lotterien, win2day, WINWIN und zu 56 Prozent die Sportwettentochter tipp3 hängen. "Dann brauchen wir noch eine Service-GmbH", sagte er. Dafür müssten die Casinos die Lotterien zur Gänze übernehmen, sich also auch die restlichen 32 Prozent einverleiben. Diese 32 Prozent, die rund 200 Mio. Euro wert sein sollen, gehören jetzt der Lotto-Toto Holding (LTH), hinter der wiederum diverse Banken, Stiftungen und der ORF stehen.

Anstatt dass die Casag die Lotto-Anteile kauft, könnte die LTH in die Casag eingebracht werden, so Stoss' Plan. "Dann können sie immer noch entscheiden, wer verkauft oder drinbleibt."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.