Secret Service: Als aus Fälscherjägern Leibwächter wurden

Ein Secret-Service-Agent bei einer Rede von US-Präsident Obama.
Ein Secret-Service-Agent bei einer Rede von US-Präsident Obama.(c) EPA (Olivier Douliery)
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Mit seiner letzten Amtshandlung machte US-Präsident Abraham Lincoln vor 150 Jahren die Gründung des Secret Service möglich. Allerdings war die Behörde zu Beginn nicht für die Leibwache des Präsidenten zuständig.

Es war die letzte Amtshandlung von US-Präsident Abraham Lincoln: Die Unterzeichnung jenes Gesetzes, das die Gründung der geheimen Behörde Secret Service ermöglichte. Heute sind die Secret-Service-Agenten als Personenschützer weltbekannt. Allerdings wurde die Behörde am 5. Juli 1865 nicht als Leibwache für den US-Präsidenten gegründet, wie viele vermuten. Tatsächlich war der Secret Service für die Bekämpfung von Geldfälschern zuständig und dem US-Finanzministerium unterstellt. Kein Wunder: Zur Zeit der Gründung des Secret Service soll rund jede dritte im Umlauf befindliche Banknote eine Fälschung gewesen sein. Jeder einzelne Staat der Union gab seine eigenen Geldscheine heraus, die von mehr als 1500 Staatsbanken gedruckt wurden. Mit anderen Worten: Kaum jemand hatte einen Überblick darüber, wie die Banknoten der einzelnen Staaten überhaupt aussahen.

Die Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität bleibt bis 1901 Hauptaufgabe des Secret Service. Doch die Erfolge der Behörde erweitern schon bald ihr Betätigungsfeld. Bereits 1894 ermitteln Secret-Service-Agenten gegen Verschwörer, die US-Präsident Grover Cleveland ermorden wollten. Dabei überschreitet die Behörde auch ihre Kompetenzen und stellt zwei Leibwächter für Cleveland ab. Dieser Schritt wird allerdings rückgängig gemacht, nachdem der Präsident von der politischen Opposition heftige Kritik einstecken muss. Allerdings wird die Zahl der Polizisten, die das Weiße Haus bewachen, von drei auf 27 erhöht. Auch bei Reisen sind immer wieder Secret-Service-Agenten dabei.

Dunkler Anzug, Knopf im Ohr und Sonnenbrille

Dem ebenfalls vom Secret Service bewachten US-Präsident William McKinley nützt der Schutz allerdings nichts. Er wird 1901 beim Händeschütteln mit Bürgern erschossen, obwohl zwei Agenten gerade einmal einen Meter neben ihm stehen. In Folge überträgt der US-Kongress der Behörde auch formal die Zuständigkeit für den Schutz des Präsidenten. Secret-Service-Agenten zählen zu diesem Zeitpunkt zu den wenigen zivilen Bundesagenten, die damals Waffen tragen dürfen - eine nationale Polizeibehörde gibt es noch nicht, das FBI wird erst 1908 gegründet. Das ändert nichts daran, dass bis zum Einbruch der Dunkelheit Besucher ungehindert im Weißen Haus herumspazieren. Das wird erst während des Zweiten Weltkriegs auf Drängen des Secret Service verboten. Seitdem müssen sich Besucher anmelden.

Dunkler Anzug, Knopf im Ohr und Sonnenbrille - so kennt man den Secret Service heute. Das coole Image wurde auch durch Filme wie "In the Line of Fire" und "Men in Black" befördert. Zuletzt sorgten die Personenschützer allerdings für wenig ruhmreiche Schlagzeilen und gerieten nach Sexskandalen ins Zwielicht. Im Vorjahr führte dann ein Sicherheitsdesaster ("So einfach kommen Sie ins Weiße Haus") zum Rücktritt von Julia Pierson, der ersten weiblichen Secret-Service-Chefin in der Geschichte der Behörde.

Der Secret Service hat heute rund 6500 Angestellte und ist neben dem Personenschutz für den Präsidenten weiterhin auch für Finanzkriminalität zuständig.


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