Tetron-Prozess: Himmer attackiert Kronzeugen

(c) Michaela Bruckberger
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ÖVP-Bundesrat Harald Himmer, früher Österreich-Chef von Alcatel, nannte die Aussagen des Kronzeugen Schieszler „absurd“.

Wien. Bei der Fortsetzung des Tetron-Prozesses kam es am Donnerstag zu schweren Reibereien: Der Ex-Chef von Alcatel Lucent Austria Harald Himmer – er sitzt seit 1995 für die ÖVP im Bundesrat – widersprach als Zeuge dem Kronzeugen Gernot Schieszler. Dessen Aussagen seien „absurd“.

Der frühere Telekom-Austria-Finanzvorstand und nunmehrige Kronzeuge hatte erklärt, Himmer habe sich bei ihm erkundigt, ob in Sachen Blaulichtfunk-Projekt Tetron eine Zahlung an den nun angeklagten Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly erfolgt sei.

Laut Himmer habe Schieszler gefragt, ob Alcatel mit Mensdorff-Pouilly einen Vertrag habe. Und, so der Zeuge: Mensdorff-Pouilly habe Alcatel in Ungarn beraten.

Dass Mensdorff von der Telekom 1,1 Millionen Euro erhalten hat, habe er aus den Medien erfahren, so Himmer. Deshalb sind nun Mensdorff und auch der frühere Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer wegen Untreue angeklagt. Die beiden bekennen sich nicht schuldig.

Schieszler sei ein „karriereorientierter Egomane“ gewesen, so Himmer. Zur Vergabe des Projekts Tetron durch das Innenministerium sagte Himmer: Innerhalb von Alcatel sei Tetron von einem Kollegen bearbeitet worden. Er sei 2003 und 2004 zum Zeitpunkt der Neuausschreibung auch nicht Alcatel-Geschäftsführer gewesen, sondern Vertriebschef. Indes bestätigte Himmer, dass er den Kabinettschef des Innenressorts, Christoph Ulmer, gekannt hat. Um bei Tetron zum Zug zu kommen, habe er die Kontakte aber nicht intensiviert.

Der Staatsanwalt legte einen E-Mail-Verkehr zwischen Himmer, Ulmer und einem weiteren Mitarbeiter des Innenministeriums vor. Er will beweisen, dass Alcatel schon vor der Ausschreibung wusste, dass es diese geben wird. Und, so der Ankläger: Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass eine Ausschreibung beeinflusst wurde. Auch gegen Himmer läuft ein Ermittlungsverfahren. Der Prozess wird heute, Freitag, fortgesetzt. Urteile soll es im September geben. (m. s./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2015)


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