Fußgänger brauchen kurze Wege, keine Barrieren und gute Sicht.
Fußgänger in Wien, das ist fast jeder, der hier lebt, zumindest teilweise. Und der Anteil der Wege, die in der Stadt per pedes zurückgelegt werden, steigt. Trotzdem sind die Proteste, wenn Verkehrsflächen für die Nutzung zu Fuß umgeplant werden, groß. „In Summe ist die jüngste Entwicklung aber sehr positiv, Wien tut viel in diese Richtung“, sagt Martina Strasser vom Verein Walk-Space – dem „Österreichischen Verein für Fußgänger“.
Um den Anteil an Fußwegen weiter zu erhöhen, fordert der Verein, „dass Fußgänger weniger an die Wand gedrängt werden als in den vergangenen 30 Jahren“. Konkret heißt das: Die Platzverteilung solle sich zugunsten der Fußgänger verändern – der Verein fördert das etwa mit dem Walk-Space-Award, bei dem Best-Practice-Beispiele ausgezeichnet werden. In Wien ging er etwa zuletzt an die Platzgestaltung um die Lerchenfelderkirche. Denn oft sind es nur Kleinigkeiten, die das Gehen – vor allem auch für ältere, gehbehinderte oder gebrechliche Menschen oder für Kinder – sicherer machen: „Bei unserem Fußgänger-Check berichten die Befragten dann von Dingen wie Mistkübeln oder Verkehrsschildern, die etwas anders positioniert werden und damit nicht mehr im Weg sind. Oder von kleinen baulichen Barrieren, die abgebaut werden“, sagt Strasser. Einfache, kostengünstige Mittel, mit denen das Zufußgehen attraktiver wird – wie das Öffnen von Durchgängen. Strasser berichtet etwa von einem Projekt im dritten Bezirk, um Durchgänge tagsüber zu öffnen, damit die Fußwege kürzer, feinmaschiger werden.
Auf dem Weg zu 10.000 Schritten
Es sind solche Kleinigkeiten – kurze, attraktive Wege oder Sichtachsen zwischen diversen Verkehrsteilnehmern, wie sie etwa am Ring-Gehweg teilweise fehlen –, die ein Gefühl von Sicherheit herstellen. Man müsse die Wiener motivieren, einmal ein, zwei Stationen früher auszusteigen. Um so dem Ziel von 10.000 Schritten pro Tag – das sind etwa sechs bis acht Kilometer und die Empfehlung von Fitnesstrainern oder Forschern – doch noch ein Stückchen näherzukommen. CIM
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 5. Juli 2015)