"Die Kirche könnte und müsste noch viel mehr tun", sagt VP-Integrationssprecher Rädler. Im Asylzentrum Traiskirchen bereitet man sich auf mögliche Unwetter vor.
Ausgerechnet die christdemokratische ÖVP fordert von der Kirche mehr Engagement in der Flüchtlingshilfe. In Österreich stünden Hunderte Klöster, Heime, ehemalige Pfarrhöfe und sonstige Gebäude ganz oder größtenteils leer. Dort wäre für viele Menschen Platz, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung sind, sagte ÖVP-Integrationssprecher Johann Rädler am Mittwoch.
Er erwarte sich von den kirchlichen Entscheidungsträgern in der aktuellen Notsituation rasche Hilfe bei der temporären Unterbringung von Flüchtlingen, so der ÖVP-Integrationssprecher. Kirchliche Immobilien dafür zur Verfügung zu stellen, sei mit Sicherheit im ureigensten Sinn dieser Einrichtungen. Dies umso mehr, als die Zahl der Priester in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken sei und viele Pfarrgebäude daher nicht mehr gebraucht werden.
"Das, was die Caritas leistet, ist großartig", so Rädler, "aber die Kirche könnte und müsste noch viel mehr tun". Nächstenliebe sei über 2000 Jahre das "Erfolgsrezept" des Christentums gewesen, nun gelte es einmal mehr, diese Nächstenliebe tatkräftig unter Beweis zu stellen, so der Bürgermeister von Bad Erlach an die Adresse der Kirche.
Diözese Eisenstadt sagt 200 Flüchtlingsunterkünfte zu
Die Diözese Eisenstadt hat am Mittwoch bis zum Ende des Jahres 200 neue Flüchtlingsunterkünfte zugesagt. Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics liege die Flüchtlingshilfe besonders am Herzen, er habe bereits vor Monaten entsprechende Maßnahmen ergriffen.
Für die Renovierung und Adaption potenzieller Quartiere sei ein Sonderbudget bereitgestellt und der Auftrag erteilt worden, burgenlandweit alle Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen zu überprüfen. Im Vorfeld seien intensive Gespräche mit Pfarren geführt, die baulichen Gegebenheiten geprüft und die entsprechenden Maßnahmen zur Adaption getroffen worden.
Nach Eisenstadt, Mattersburg und Rohrbach (rund 20 Plätze, Anm.) werden bis Ende des Sommers in zehn Pfarrhöfen der Diözese Eisenstadt Unterkünfte für rund 50 Asylwerber bereitgestellt. In einer weiteren Ausbaustufe wird die Kapazität von mindesten 80 weiteren Plätzen bis Ende des Jahres für Flüchtlinge geschaffen. Außerdem sollen durch die Sanierung und Ausbau der Caritas Flüchtlingsunterkunft in Forchtenstein 50 Plätze zur Verfügung gestellt werden, so die Caritas.
Zsifkovics habe auf einem kirchlichen Krisengipfel mit burgenländischen Pfarren eine Vereinbarung getroffen. In ausgewählten Pfarrhöfen seien seither Plätze für syrische Flüchtlinge geschaffen worden. Die Diözese warte nur mehr auf die Zuweisung dieser Menschen durch das Innenministerium.
Traiskirchen: Busse als Zufluchtsort vor Unwettern?
Im überfüllten Erstaufnahmezentrum Traiskirchen trifft derzeit Vorkehrungen für mögliche Unwetter. Asylwerber könnten dann in mehreren Bussen untergebracht werden, bestätigte ein Sprecher des Ressorts am Mittwoch einen Bericht im Online-"Standard". Geplant sei auch, die benachbarte Sicherheitsakademie sowie Garagen und Speisesäle aufzusperren.
Am Dienstag waren neue Fotos aufgetaucht, die obdachlose Asylwerber in Traiskirchen zeigen. Über 3000 Menschen sind dort derzeit untergebracht, rund 900 davon haben keinen fixen Schlafplatz im Gebäude oder in einem Zelt.
(APA)