Uuups, ein Rechenfehler mit Folgen: Falsche Osteuropa-Zahlen des IWF haben die Staatsbankrottgerüchte um Österreich angeheizt.
Die Horrormeldungen sind noch in guter Erinnerung: Osteuropa sei hoch verschuldet und stehe praktisch vor der Pleite. Und das könnte das Land mit den höchsten finanziellen Verflechtungen in der Region, Österreich, gleich mit in den Staatsbankrott reißen. Gestützt waren diese Schreckensszenarien nicht nur auf die Erkenntnisse der großen internationalen Ratingagenturen (die ihr Vollversagen ja bereits vorher dokumentiert hatten), sondern auch auf die Daten bisher als seriös geltender Organisationen. Jene des Internationalen Währungsfonds (IWF) etwa.
Der hat in seinem „Global Financial Stability Report“ im vergangenen April wahrhaft grauenhafte Daten über die Verschuldungslage der osteuropäischen Staaten publiziert.
Wer jetzt die entsprechenden Tabellen in der Internetversion des Reports sucht, findet sie aber nicht mehr. Stattdessen den Hinweis, dass gerade eine Korrektur im Gange sei. Man habe sich durch Doppelzählungen und „typografische Fehler“ ein wenig vertan. So um das Zwei- bis Vierfache halt. Uuups!
Die Krise in Osteuropa ist also schlimm, aber bei Weitem nicht so wild, wie uns die IWF-Experten weismachen wollten. Dass sie den Unsinn, den sie publiziert haben, jetzt „bedauern“, ist aber ein bisschen wenig. Die Hausnummernsammlung aus Washington hat nämlich enormen Schaden angerichtet. Und die Glaubwürdigkeit des IWF zertrümmert. Ganz schön viel Kollateralschaden für ein paar Rechenfehler.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2009)