Börsencrash in China: Regierung greift radikal ein

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Der massive Kursverfall konnte vorerst gestoppt werden. Die Börsen rasselten in einem Monat um rund ein Drittel nach unten.

Nach weiteren radikalen Schritten der Regierung ist der Kursverfall an den chinesischen Aktienmärkten vorerst gestoppt worden. Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom Festland legte zuletzt 2,43 Prozent auf 3752 Punkte zu, nachdem er im frühen Handel noch deutlich gefallen war. Der breitere Shanghai Composite stieg um 1,3 Prozent auf 3552,78 Punkte. In der Nacht auf Donnerstag hatten Chinas Aufsichtsbehörden neue, drastische Maßnahmen verkündet. So dürfen Anteilseigner, die Beteiligungen von mehr als fünf Prozent an einem Unternehmen halten, ihre Aktien in den nächsten sechs Monaten nicht veräußern, wie die Wertpapieraufsicht anordnete. Damit solle die "Stabilität an den Kapitalmärkten gewahrt" werden.

Der Tokioter Aktienmarkt hat am Donnerstag dank der Erholungsbewegung jedenfalls mehrheitlich im Plus geschlossen. Zuletzt waren die Schwankungsbreiten in China an einzelnen Handelstagen extrem hoch. Ausschläge im zweistelligen Bereich waren dabei keine Seltenheit. Bis auf wenige Ausnahmen ging es dabei in den vergangenen Wochen immer nach unten.

Verzweifelte Versuche

Die Regierung und Notenbank versuchen seit einiger Zeit verzweifelt, den Kursverfall von rund einem Drittel seit Mitte Juni zu bremsen. Der Marktwert der an den chinesischen Börsen notierten Unternehmen sank dabei um rund 3,9 Billionen Dollar (3,5 Billionen Euro). Während der Kursrutsch in China bisher von Experten größtenteils als regionales Problem und Korrektur der vor allem im April und Mai stattgefundenen Überhitzung angesehen wurde, griff die Verunsicherung in den vergangenen Tagen verstärkt auf andere Märkte über. Die Sorgen über die Auswirkungen auf Chinas Wirtschaft und damit die Konjunktur weltweit sind zuletzt gestiegen.

Kopfzerbrechen bereitet den Experten auch die Tatsache, dass die staatlichen Eingriffe bisher kaum wirkten. So sind die am Wochenende und Mittwoch verkündeten Schritte wie der Stopp von Börsengängen oder Geldspritzen der Notenbank schnell verpufft.

Im Jahr vor dem jetzigen Kursverfall war der Aktienmarkt meist durch spekulative Aktienkäufe auf Pump um weit mehr als 100 Prozent in die Höhe getrieben worden. Und auch in diesem Jahr liegen die meisten Indizes trotz des Minus der vergangenen Wochen noch leicht im Plus.

Staatsunternehmen kaufen Aktien auf

Rund die Hälfte aller gelisteten Aktien ist mittlerweile allerdings vom Handel ausgenommen. Die Zahl der chinesischen Unternehmen, die angesichts der starken Kursrückgänge nicht mehr gehandelt werden wollen oder sollen, stieg um 194 auf 1.439, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. Um den Markt weiter zu stabilisieren, kauften große Staatsunternehmen wie der Ölkonzern Sinopec oder der Kohlekonzern Shenhua im großen Stil eigene Aktien auf.

Auswirkungen auf Wachstum befürchtet

Zudem versprach die Zentralbank der China Securities Finance Corporation, die Kredite der Wertpapierfirmen finanziert, am Donnerstag erneut ausreichend Geldmittel. Das staatliche Finanzorgan hat 21 Wertpapierhäusern bereits 260 Mrd. Yuan (rund 38 Mrd. Euro) für den Aufkauf von Aktien zur Verfügung gestellt, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Am Vortag war der Bedarf auf mehr als 500 Milliarden geschätzt worden. Die Börsenkrise in China wird an den internationalen Märkten auch deshalb mit Sorge verfolgt, da langfristige Auswirkungen auf das Wachstum und die geplanten wirtschaftlichen Reformen im Reich der Mitte befürchtet werden. Einige Experten warnten vor weiteren staatlichen Eingriffen in den Markt, sahen notwendige Korrekturen und eine Lehre für all jene, die zu hohe Risiken eingegangen seien.

(APA/dpa-AFX)

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