Resultate der Stresstests beflügeln Finanzwerte

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Experte warnt aber: Starke Kurssprünge wie im April seien dadurch nicht zu erwarten.

wien (ker). Es war eine positive Nachricht, die US-Finanzminister Timothy Geithner verkündete. Zehn der größten US-Banken benötigen eine Kapitalspritze von „nur“ 75 Mrd. Dollar (56 Mrd. Euro), um eine längere Rezession zu überstehen. Ökonomen hatten zuvor einen zusätzlichen Kapitalbedarf von bis zu 200 Mrd. Euro erwartet.

Dieses Resultat wurde in sogenannten Stresstests („Belastungstests“) ermittelt. Dabei wurden die Bilanzen der Kreditinstitute mit dem Szenario einer zunehmenden Arbeitslosigkeit und weiter fallenden Immobilienpreisen unterworfen. Die Reaktionen auf die Ergebnisse, die am Donnerstagabend präsentiert wurden, fielen weitgehend zuversichtlich aus – sowohl von den Aktienmärkten als auch von Experten.

„Bei den Belastungstests ist man von sehr pessimistischen Szenarien ausgegangen. Das Ergebnis ist eine realistische Einschätzung und wird das Vertrauen in das Bankensystem stärken“, zeigt sich Valentin Hofstätter, Volkswirt der Raiffeisen Zentralbank (RZB), gegenüber der „Presse“ zuversichtlich. Vereinzelte Kritik über die Stresstests kam dagegen von US-Experten, die meinten, mit den Ergebnissen wolle man nur die Investoren fälschlicherweise beruhigen.

Kursanstiege bei Bankaktien

Die Börsen reagierten auf den Bericht hingegen mit Kurssprüngen bei einzelne Banken. Die Aktie der Bank of Amerika (BoA) oder der Citigroup legten stark zu. Und das, obwohl die BoA zusätzliches Kapital von 34 Mrd. Dollar benötigt – und damit am schlechtesten von allen Geldhäusern abschnitt. „Die US-Banken werden das zusätzlich benötigte Kapital aufbringen können. Ich kann mir sogar wieder Kapitalerhöhungen am Markt durchaus vorstellen“, sagt Hofstätter.

Auch in Österreich stiegen die Kurse von Erste Bank und Raiffeisen International an. Aber: „Allein durch den US-Bericht werden die Bankaktien nicht in die Höhe schießen. Die Kurserholungen sind in den vergangenen Wochen schon vorweggenommen worden“, verweist Hofstätter auf die starken Anstiege der Erste Bank und Raiffeisen International im April. „Wenn die Kurse weiter steigen, dann deswegen, weil sich die Banken weiter stabilisieren. Aber sicher nicht allein aufgrund des Berichts aus den USA.“

Die Frage der Finanzierung

Jene US-Banken mit zu wenig Kapital – darunter die Bank of Amerika, Citigroup, Wells Fargo und Morgan Stanley, – haben bis November Zeit, sich frisches Geld zu besorgen. Dafür bieten sich mehrere Möglichkeiten: Neben Kapitalerhöhungen könnten einzelne Institute Vorzugs- in Stammaktien umwandeln. Das würde mit einer weiteren Verstaatlichung einhergehen, da der US-Staat infolge des Bankenhilfspakets eine Menge an stimmrechtslosen Wertpapieren hält. Medienberichten zufolge soll eine derartige Umwandlung von Aktien zwischen Citigroup und dem Finanzministerium abgemacht sein.

APA. New York Times

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2009)

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