Erster Atomtest: "Jetzt sind wir alle Hurensöhne"

Erster Atomtest:
Erster Atomtest: "Jetzt sind wir alle Hurensöhne"(c) imago stock&people (imago stock&people)
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"Trinity"-Test: Am 16. Juli 1945 zündeten die USA in der Wüste von New Mexico den ersten nuklearen Sprengsatz.

"Eine einzige Bombe dieses Typs, auf einem Schiff transportiert und in einem Hafen zur Explosion gebracht, könnte sehr gut den gesamten Hafen und einen Teil seiner Umgebung vernichten ." Der Brief, den US-Präsident Franklin D. Roosevelt am 11. Oktober 1939 in den Händen hält, warnt vor der Gefahr, dass NS-Deutschland eine Kernwaffe entwickeln könnte. Unterzeichnet ist er vom berühmtesten Physiker der Welt: Albert Einstein. Die Warnung wird gehört: Roosevelt beruft ein Uran-Komitee ein.

Ab 1942 bündeln die USA ihre Forschungen im "Manhattan-Projekt". Geleitet wird es von dem Physiker Robert Oppenheimer, bis zu 100.000 Menschen arbeiten daran. In der Wüste New Mexikos entsteht eine streng geheime Forschungsstadt. Los Alamos ist auf keiner Landkarte verzeichnet und hat die Adresse "Postfach 1663". Die "Manhattan"-Wissenschafter und ihre Familien werden streng kontrolliert, Briefe nach draußen zensiert.

"Trinity"-Test übertrifft Erwartungen

Am 16. Juli 1945 sind die Forscher an ihrem Ziel angekommen: Der erste nukleare Sprengkopf wird auf dem Armee-Testgelände in Alamogordo gezündet. "Trinity" (Dreifaltigkeit) hat Oppenheimer den Test getauft.

Ein gigantischer Feuerball schießt um 05.29 Uhr und 45 Sekunden hoch in den Himmel. Die Explosion übertrifft die Erwartungen, ihr Licht ist 400 Kilometer weit zu sehen, ihr Knall 80 Kilometer weit zu hören. "Meine Großmutter forderte mich auf, zu knien und zu beten", erinnert sich Emmett Hatch gegenüber der Nachrichtenagentur AP. "Wir wohnten 220 Kilometer weit weg, aber bei der Explosion dachte sie, Gott steigt auf die Erde herab."

Die Bombe reißt einen 800 Meter weiten Krater auf und schmilzt den Wüstensand zu einer gläsern grünen radioaktiven Masse zusammen. Die Geräte messen eine Sprengkraft von knapp 20.000 Tonnen TNT.

Krater am Testgelände
Krater am Testgelände(c) imago stock&people (imago stock&people)

"Es herrschte feierliche Stille. Wir wussten, diese Welt war nicht mehr die Gleiche. Einige lachten nun. Einige weinten. Die meisten schwiegen. Ich aber erinnerte mich einer Zeile aus der Hindu-Schrift Bhagavadgita: 'Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welt.'", erinnert sich Oppenheimer später. Sein Physikerkollege Kenneth Bainbridge urteilt unmittelbar nach dem Test: "Wir sind nun alle Hurensöhne."

Hunderttausende Japaner getötet

Der Öffentlichkeit macht das Militär weiß, ein Munitionslager sei in die Luft geflogen. Drei Wochen später legt Bombe Nummer Zwei, "Little Boy", Hiroshima in Schutt und Asche, am 9. August fällt "Fat Man" auf Nagasaki. Hunderttausende Menschen sterben. Am 2. September beendet die Kapitulation Japans den Zweiten Weltkrieg.

Auf dem "Trinity"-Gelände in New Mexico ist heute nicht mehr viel zu sehen von der Explosion. Der Krater wurde aufgefüllt, der unterirdische Beobachtungsbunker der Forscher zerstört. Nur ein schwarzer Obelisk markiert die Stelle, an der die Welt ins Atomzeitalter gesprengt wurde.

(c) APA/EPA/JIM LO SCALZO (JIM LO SCALZO)

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