FPÖ: Auf blauen Wellen zum Wahlerfolg

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Asyl, Griechenland, Arbeitslose: Aktuelle Themen spielen der Strache-Partei in die Hände. Es scheint, als könnte am Ende nur eine Partei den Aufschwung der Freiheitlichen stoppen: die FPÖ.

Wien. Heinz-Christian Strache gibt nicht viel auf Meinungsforschungsinstitute. Das betont der Chef der FPÖ in Wien und im Bund immer und immer wieder. So auch bei der gestrigen Pressekonferenz: „Ich glaube nicht an Umfragen“, sagt der Parteiobmann.

Wenn ihm das Ergebnis der Befragungen gelegen kommt, zitiert er dann aber doch gern daraus. So auch bei der gestrigen Pressekonferenz: „Die Umfragen zeigen eine Trendwende“, verkündet Strache. Jüngstes Beispiel: Laut einer aktuellen Market-Umfrage für den „Standard“ würde derzeit die FPÖ in Wien 32 Prozent erreichen – und damit nur drei Prozentpunkte hinter der SPÖ mit 35 Prozent liegen.

Mit Blick auf den Urnengang am 11. Oktober gibt sich Strache optimistisch, dass seine Partei gar stärkste Kraft werden könnte. Und das, obwohl sich laut Umfrage dann doch nur 16 Prozent der Befragten Strache auch als Bürgermeister vorstellen können.

Um dies zu verhindern, haben sich die übrigen Parteien Taktiken zurechtgelegt. Bei den Neos ist es die Strategie: Frontalangriff. In ihrer jüngsten Kampagne wurden die freiheitlichen Kandidaten der Wien-Wahl einzeln unter die Lupe genommen. Auf Bundesebene will die Regierung zumindest den Anschein erwecken, dass Rot-Schwarz die beste Alternative für das Land ist. Und dass man gegen einen Aufschwung der Blauen arbeitet.

Kleine, große Stolpersteine

Solche Angriffe auf sich oder seine Partei nutzt Strache allerdings gekonnt aus, um sich in eine Opferrolle zu drängen. Und holt zum Gegenangriff aus: „Hass auf die FPÖ ist noch kein Programm.“

Derzeit scheint es eher, als könnte nur eine Partei die Freiheitlichen stoppen: die FPÖ selbst. Tatsächlich legt sie sich immer wieder selbst Stolpersteine in den Weg. Manchmal sind es auch große Brocken, wie etwa die Parteispaltung in Salzburg. Auch der Verdacht illegaler Parteifinanzierung sorgte am Dienstag für Aufregung (siehe Artikel unten). Im Burgenland, wo die FPÖ zusammen mit der SPÖ regiert, holte den frisch angelobten Landeshauptmann-Stellvertreter, Johann Tschürtz, bereits am zweiten offiziellen Tag im Amt die Realität ein. Er ordnete „indirekte Grenzkontrollen“ an, musste sie aber bald wieder absagen. So, wie er sich das vorstelle, seien Grenzkontrollen gar nicht möglich, hieß es von der Landespolizei.

Muss Strache am Ende also am besten gar nichts machen, gar nicht auffallen, um bei Wahlen zu punkten? Immer wieder stellen sich Beobachter diese Frage. Sicher ist: Die Themen, die derzeit aktuell sind, spielen Strache in die Hände. Die Griechenland-Krise, die Flüchtlingsthematik (oder zumindest der Umgang der Regierung damit) – das ist der beste Nährboden für blaue Wahlerfolge. Auch ohne ein Zutun Straches.

Verstärkt wird dieses Bild indirekt auch dadurch, dass der Parteichef gerne und in regelmäßigen Abständen nach Ibiza oder Santorin reist. Und dies mindestens genauso oft Gegenstand der Berichterstattung in Boulevardmedien ist.
Auch ab heute, Mittwoch, hätte der FPÖ-Chef laut Pressesprecher für rund zwei Wochen Urlaub gehabt. So weit, so unspektakulär. Schließlich befindet sich das Parlament grundsätzlich in der Sommerpause.

Das Image des ewigen Urlaubers, der eigentlich nur auf seinen Sieg wartet, scheint Strache jedenfalls nun abstreifen zu wollen. Am Freitag lässt er es sich nicht nehmen, bei der Sondersitzung des Nationalrats anwesend zu sein. Vor allem, weil es um ein Thema geht, das ihm und seinen Wählern am Herzen liegt: Griechenland, oder genauer gesagt, der Kampf gegen ein neues Rettungspaket. Angesprochen darauf, ob er also seine Urlaubspläne ändere, reagiert er irritiert und wehrt ab: Er habe ja gar nie vorgehabt, auf Urlaub zu gehen.

Rückkehr zur Drachme

So bleibt er diese Woche also doch in der Hauptstadt und kümmert sich um jene Themen, bei denen er punkten kann: Strache plädiert etwa für eine Rückkehr zur Drachme in Griechenland. „Jetzt läuft alles nur so weiter wie bisher“, meint er. In Österreich fordert er eine Volksabstimmung über das Hilfspaket für Griechenland.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2015)

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