Der Prozess gegen Oliver N. wirkt auch präventiv.
Was treibt Menschen der Terrororganisation IS in die Hände? Rein religiöse Gründe, so etwas wie der angebliche Ruf des Islam (konkret: eines von Fanatikern missbrauchten Islam) sind es meist nicht.
Junge Tschetschenen ziehen nach Syrien unter dem Motto: Wenn wir Putin nicht direkt bekämpfen können, wollen wir wenigstens seinen Verbündeten Assad ins Visier nehmen. Dann gibt es Menschen, die werden (Teilzeit-)Terroristen, weil sie eine schwere Kindheit hatten. Das ist an dieser Stelle nicht zynisch gemeint.
Der Prozess gegen „Heimkehrer“ Oliver N. (17) zeigt: Der Umstand, dass auch eine Terrororganisation eine Organisation ist, lockt Menschen ohne Halt, ohne Struktur, ohne Anerkennung. N., einst Heimkind, war so jemand. Beim IS glaubte er eine Ersatzfamilie zu finden. Verwundet kehrte er zurück. Erzählte von Gefährten, die angereist seien, weil sie als Selbstmordattentäter auf 72 Jungfrauen im Paradies hofften.
Das Strafverfahren gegen N. hat nun mit zweieinhalb Jahren Haft eine vertretbar mild-moderate Sanktion geliefert. Bis zu fünf Jahre wären möglich gewesen. Vor allem aber half es mit, bizarre IS-Propaganda zu entlarven. Gut, dass in einem modernen Rechtsstaat Prozesse vor aller Öffentlichkeit ablaufen. Dieses Prinzip bietet nicht nur Kontrolle. Sondern auch Prävention.