Stresstest: US-Banken handelten Ergebnisse aus

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Citigroup(c) AP (Mary Altaffer)
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Die US-Banken dürften doch mehr Geld brauchen, als es der Stresstest der Regierung ergeben hat. Allein bei der Citigroup sind es 35 statt 5,5 Milliarden Dollar. Die Banken hatten die veröffentlichten Ergebnisse beeinflusst.

Für die Bewältigung der Finanzkrise benötigen die US-Banken offenbar doch mehr Geld als der am Donnerstag veröffentlichte Stress-Test der US-Regierung ergeben hat. Die US-Institute handelten einem Zeitungsbericht zufolge den zunächst von der Regierung diagnostizierten Kapitalbedarf herunter - im Fall der Citigroup von 35 Milliarden Dollar (26,1 Mrd. Euro) auf fünf Mrd. Dollar. Zudem räumte ein Angehöriger der US-Aufsichtsbehörden ein, erst die jüngste Rally am Aktienmarkt habe passable Ergebnisse ermöglicht.

Mit dem Test überprüfte die US-Regierung, wie viel Geld 19 Großbanken benötigen, falls sich die Rezession weiter verschärft. Die meisten Institute schnitten dabei besser ab als befürchtet: Zehn von 19 Banken müssen ihr Kapital um insgesamt 75 Mrd. Dollar aufstocken und wollen die Mittel dazu größtenteils aus eigener Kraft auftreiben. Finanz-Aktien reagierten am Freitag weltweit mit einem Freudensprung auf die Testergebnisse, obwohl die Prüfung von Anfang an umstritten war und von Kritikern als PR-Aktion der Regierung verschmäht wurde. Vielen Experten waren die Kriterien zu lasch, den Banken selbst dagegen zu strikt.

Wie das "Wall Street Journal" am Samstag berichtete, benutzte die US-Notenbank Fed bei der Berechnung des Kapitalbedarfs zunächst eine andere Methode als von den Banken erwartet. Mindestens die Hälfte der Institute sei gegen diese vorläufigen Ergebnisse vorgegangen. So hätten Citigroup-Manager die Notenbank dazu überredet, die positive Wirkung einiger anstehender Geschäfte zu berücksichtigen. Nach Informationen der Zeitung wurde der Kapitalbedarf bei den anderen Banken jedoch deutlich weniger drastisch korrigiert - etwa bei Wells Fargo auf 13,7 Mrd. von zunächst 17,3 Mrd. Dollar.

Rally an den Aktienmärkten


Ein weiterer Schlüssel für die respektablen Ergebnisse war zudem die jüngste Rally an den Aktienmärkten. Ein Vertreter der Aufsichtsbehörden, der nicht namentlich genannt werden wollte, berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, die Tester hätten angesichts der Kurserholung einen großen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen. Erst Anfang März waren viele wichtige Börsenindizes auf den tiefsten Stand seit zwölf Jahren gefallen.

Institute mit diagnostiziertem Kapitalbedarf haben nun sechs Monate Zeit, um sich die Mittel zu beschaffen. Im Notfall steht der Staat mit weiteren Kapitalspritzen bereit - wie etwa im Falle der Autobank GMAC, der die Regierung einem Zeitungsbericht zufolge schon bald noch einmal mit 7,5 Mrd. Dollar unter die Arme greifen muss. Die Entscheidung dazu könne bereits in der kommenden Woche fallen, berichtete die "Washington Post" am Samstag.

Einigen Instituten war es bereits am Freitag gelungen, sich am Finanzmarkt mit Milliardensummen einzudecken. Morgan Stanley etwa nahm acht Mrd. Dollar auf, obwohl laut Stress-Test weniger als zwei Mrd. nötig gewesen wären. Das Institut lockte die Investoren mit hohen Renditen, um so Staatshilfen zügig zurückzahlen zu können und dadurch lästige Auflagen der Regierung loszuwerden. Wells Fargo konnte sich ebenfalls mehr Geld als zunächst geplant besorgen.

(Ag.)

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