Ja ja, so ist das... und sonst?

Schmied und Darabos
Schmied und Darabos(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Stille genießt üblicherweise keinen allzu guten Ruf.

Zumindest dann, wenn sie mitten in einem Gespräch plötzlich im Raum steht und ihren Platz einfordert. Denn an ihrer Seite betritt meist auch ein peinliches Gefühl der Beklemmung die Szenerie. Dummerweise ist die Welt nun einmal kein Film von Aki Kaurismäki, in dem das mit leerem Blick garnierte kollektive Schweigen zum guten Ton gehört. Im Gegenteil, bei uns entsteht in solch einer Situation der unbändige Wunsch, die Ruhe sofort zu bekämpfen. Doch leider haben die meisten bei der Ausgabe der rhetorischen Keulen zum Kampf gegen die Stille nur bedingt taugliches Material ausgefasst. Und so wie das österreichische Bundesheer im Ernstfall keine Geheimwaffen hervorzaubern kann, wird auch beim kommunikativen SUPERGAU mit kleinen Brötchen gebacken.

Ein seufzendes „Na ja“ gehört zu den am häufigsten gehörten Stilmitteln im Kampf gegen die Stille. Auch oft im Einsatz ist ein gehauchtes „Au weh“, das gerne mit einer Veränderung der Körperhaltung einhergeht. Nachteil dieser Taktik: Eine Starthilfe für ein ins Stocken geratenes Gespräch ist das nicht gerade. Da wird dann gerne ein hoffnungsvolles „Und sonst?“ ins Spiel gebracht, das dem Gesprächspartner den Ball zuschiebt. Säuft die Kommunikation dennoch ab, wird aus dem rhetorischen Katastrophenportfolio schließlich die ultimative Waffe abgerufen: „Ja, so ist das“ – quasi das Eingeständnis, dass der tote Punkt nicht weiter mit Wiederbelebung gequält werden sollte. Bleibt nur noch die Aufgabe, möglichst würdevoll zur Verabschiedung zu schreiten. Das geht am besten mit einem simplen „Na gut“. Dann dreht man ab und lässt sowohl Gesprächspartner als auch peinliche Stille einfach zurück. Ja, ja, so ist das.


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2009)

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