Krugman: USA und Europa drohen verlorene Jahrzehnte

Paul Krugman
Paul Krugman(c) APA (Christopher Barth / Epa)
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Star-Ökonom Krugman kritisiert den sogenannten Stress-Test der US-Banken. Die Chancen zu einem Befreiungsschlag seien verpasst worden. Er warnt vor den Folgen "halbherziger Maßnahmen".

Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman kritisiert den sogenannten Stress-Test der US-Banken als unzureichend. Die USA hätten die Chance zu einem Befreiungsschlag verpasst und spielten in der schwersten Krise seit Jahrzehnten auf Zeit. "Eine radikale Lösung zur Stärkung der Banken wäre eine vorübergehende Verstaatlichung der Citigroup und womöglich der Bank of America gewesen", erklärte Krugman laut Nachrichtenagentur "Reuters".

"Halbherzige Maßnahmen"

Mit "halbherzigen Maßnahmen" riskierten die USA nun eine lange Phase der wirtschaftlichen Agonie. "Mich treibt die Sorge um, dass den USA, aber auch der Euro-Zone verlorene Jahrzehnte wie in Japan bevorstehen", sagte Krugman. Japan war nah dem Platzen einer Immobilienblase in den frühen 90er Jahren in eine wirtschaftliche Schockstarre verfallen, die sich erst Anfang dieses Jahrzehnts löste.

Mit den Stress-Tests wollte die US-Notenbank Fed ermitteln, wie gut die Banken für eine eventuelle Verschärfung der Finanzkrise gewappnet sind. Der Test ergab, dass zehn von 19 US-Großbanken einen zusätzlichen Kapitalbedarf von insgesamt 74,6 Milliarden haben.

Die umfangreichste Finanzspritze benötigt der Untersuchung zufolge der Branchenriese Bank of America mit rund 33,9 Milliarden Dollar, gefolgt von der Großbank Wells Fargo mit 13,7 Milliarden Dollar. Dahinter folgen der frühere Finanzierungsarm des US-Autobauers General Motors, GMAC, (11,5 Mrd Dollar) und Citigroup (5,5 Mrd Dollar).

Kritik: Stress-Test-Ergebnisse ausgehandelt

Mit dem Test überprüfte die US-Regierung konkret, wie groß der Kapitalbedarf von 19 Großbanken bei einer Verschärfung der Rezession ist. Die meisten Institute schnitten dabei besser ab als befürchtet: Zehn von 19 Banken müssen ihr Kapital um insgesamt 75 Milliarden Dollar aufstocken und wollen die Mittel dazu größtenteils aus eigener Kraft aufbringen.

Am Wochenende hatte das "Wall Street Journal" berichtet, die geprüften US-Banken hätten den zunächst von der Regierung ermittelten Kapitalbedarf heruntergehandelt - im Fall der Citigroup von 35 Milliarden Dollar (26,1 Mrd. Euro) auf fünf Milliarden Dollar.

(Ag.)

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