Spionage: Physiker Broda verriet Sowjets Atomgeheimnisse

Archivfoto von Christian Broda, Bruder des enttarnten Spions Engelbert.
Archivfoto von Christian Broda, Bruder des enttarnten Spions Engelbert.(c) AP (Martin Gnedt)
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Der Bruder des früheren SPÖ-Justizministers Christian Broda war ein Meisterspion des KGB. Entlarvt wurde Broda von Alexander Wassilijew, einem ehemaligen sowjetischen Parteijournalisten, der Zugang zu den KGB-Archiven hatte

LONDON/WIEN (b.b.). Engelbert Broda, Physiker und Bruder des langjährigen österreichischen Justizministers SPÖ-Justizministers Christian Broda, versorgte jahrelang von Großbritannien aus den sowjetischen Geheimdienst KGB mit den neuesten Erkenntnissen der angloamerikanischen Atomforschung. Dies geht aus dem neuen Buch „Spies, the Rise and Fall of the KGB in America“ hervor, über das der „Sunday Telegraph“ berichtete.

Entlarvt wurde Broda von Alexander Wassilijew, einem ehemaligen sowjetischen Parteijournalisten, der Zugang zu den KGB-Archiven hatte und seine Notizen in den Westen schmuggelte. Demnach ist Engelbert Broda, ein kommunistischer Widerstandskämpfer, nach dem Anschluss Österreichs 1938 an Hitler-Deutschland nach Großbritannien emigriert und hat sich dort freiwillig und ohne Bezahlung dem KGB angedient.

Broda, Deckname „Eric“, erhielt eine Forscherstelle an dem zur Universität Cambridge gehörenden Cavendish-Labor und versorgte von 1942 bis 1945 die Sowjets mit tausenden Seiten Geheimakten über die angloamerikanische Atomforschung. Gerade die erfolgreiche Atomspionage im Westen ermöglichte es Stalin, bereits 1949 die erste sowjetische Kernwaffe zu testen.

Obwohl als „Maulwurf“ bei der britischen Spionageabwehr unter Verdacht, kehrte Broda 1947 nach Wien zurück und war von 1955 bis 1980 Professor für Physikalische Chemie an der Uni Wien. Daneben betätigte er sich als strammer „Friedenskämpfer“ in der „Pugwash“-Bewegung. Broda starb 1983 und erhielt ein Ehrengrab der Gemeinde Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2009)

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