In jeder zehnten Firma ist für Menschen über 55 gar kein Platz

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Auf Arbeitssuche(c) Clemens Fabry
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Sozialminister Hundstorfer nimmt alle Unternehmen verstärkt in die Pflicht.

Wien. Warum hinkt Österreich bei der Beschäftigung von Menschen über 50 Jahren im internationalen Vergleich hinterher? Sozialminister Rudolf Hundstorfer heizt die Debatte darüber mit dem Hinweis darauf an, dass in einem gar nicht so kleinen Teil heimischer Betriebe mittlerweile kein einziger Älterer mehr beschäftigt ist. In zehn Prozent der Betriebe mit mehr als 25 Mitarbeitern gebe es keinen Mitarbeiter, der älter als 55 Jahre sei. Mit diesem Detail ließ der SPÖ-Ressortchef am Donnerstag im Bundesrat aufhorchen. Die Zahl geht nach Auskunft seines Ressorts auf das vom Sozialministerium durchgeführte Pensions- und Beschäftigungsmonitoring für das erste Halbjahr 2015 mit Daten der Sozialversicherungsträger zurück.

Diese Zahl wird in Kombination mit dem Umstand, dass die Arbeitslosigkeit bei Personen über 50 Jahren im Jahresabstand um gut 16 Prozent gestiegen ist, der seit Monaten laufenden Debatte um ein Bonus-Malus-System in Betrieben, damit Ältere länger im Beruf bleiben, neuen Schwung verleihen. Beim Bonus-Malus-System gibt es zwischen Wirtschaft und Gewerkschaft seit Langem eine Pattsituation, eine Lösung ist blockiert. ÖGB, Arbeiterkammer und SPÖ fordern Strafen für Unternehmen, die zu wenige Mitarbeiter über 50 Jahren beschäftigen, Industrie und Wirtschaft wehren sich jedoch gegen das diskutierte Modell.

Hundstorfer selbst hat darauf verwiesen, es sei nicht nur die Zahl der älteren Arbeitslosen gestiegen. In der Generation 50plus würden zugleich 45.000 Menschen mehr beschäftigt. Immerhin 61.000 arbeitslose Menschen hätten wieder einen Job gefunden. Gleichzeitig hat er eingeräumt, Österreich habe vor allem bei Beschäftigung in der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen „wirklich Nachholbedarf“. (ett)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2015)

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