Amazon überrascht

Amazon boxes are organized to be delivered in New York
Amazon boxes are organized to be delivered in New York(c) REUTERS
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Der Versandhändler schrieb im zweiten Quartal schwarze Zahlen. An der Börse löste das Ergebnis einen Kurssprung aus.

San Francisco. Amazon ist dank guter Geschäfte in Nordamerika und seinen zukunftsträchtigen Cloud-Diensten in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Nach einem Verlust von 126Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum fiel im zweiten Quartal nun ein Gewinn in der Höhe von 92 Mio. Dollar an.

Die Anleger jubelten. Das Papier kletterte an der Börse um mehr als 18Prozent auf über 570Dollar. Damit konnte Amazon den weltgrößten und stationären Einzelhändler Walmart beim Börsenwert gleich um 40 Mrd. Dollar überholen. Erst in der Vorwoche feierte der Online-Versandhändler sein 20-jähriges Bestehen. Während Walmart seine Kunden ins Geschäft hole, bringe Amazon das Geschäft zu seinen Kunden, sagt Jason Moser, Analyst bei Motley Fool.

In allen Amazon-Sparten sind die Erlöse stärker gewachsen als gedacht, analysiert Branchenexperte Colin Sebastian von der Vermögensverwaltung Robert W. Baird. Der kleine Quartalsgewinn sei dabei das Sahnehäubchen, denn eigentlich hatten Marktteilnehmer rote Zahlen erwartet. Investoren waren lange Zeit skeptisch, ob sich die hohen Investitionen des Konzerns auszahlen. Diese hatten das Unternehmen aus Seattle immer wieder in die Verlustzone gedrückt. Umsatzzahlen zählen für Amazon-Chef Jeff Bezos mehr als Gewinn, wie er immer wieder betont hat.

Besondere Aufmerksamkeit erregte nun das Geschäft mit Cloud Computing, bei dem Amazon Speicher- und Rechendienste über das Internet bereitstellt. Der Umsatz der Sparte Amazon Web Services sprang um 81,5 Prozent auf 1,8 Mrd. Dollar und macht damit inzwischen fast acht Prozent des Gesamtumsatzes aus.

Erneut Verlust möglich

Selbst Finanzexperten konnten das offenbar nicht glauben: Die „New York Times“ schreibt, dass selbst Analysten in einer Telefonkonferenz mit dem Management Gratulationen aussprachen. Das Unternehmen selbst hatte erstmals im April finanzielle Einzelheiten zum Cloud-Geschäft veröffentlicht – und auch damals ein rasantes Wachstum präsentiert. Kleine Start-up-Unternehmen, aber auch bekannte Internetkonzerne wie Netflix greifen lieber auf gemietete Rechnerkapazitäten zurück, statt selbst Datenzentren zu betreiben.

Allzu optimistisch sollten Investoren aber vielleicht nicht sein. Denn für das dritte Quartal stellt der Online-Versandhändler erneut einen möglichen Verlust in Aussicht. Die Bandbreite des operativen Ergebnisses dürfte dabei von plus 70 Mio. Dollar bis maximal minus 480 Dollar reichen. Eine doch recht große Spanne. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2015)

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