John Demjanjuk ist tot. Seine letzten Tage verbrachte der als Nazi-Verbrecher verurteilte 91-Jährige in einem Altenheim im bayrischen Bad Feilnbach. Sein Fall in der Chronologie:
(c) AP (Nati Harnik)
Der Ukrainer Demjanjuk geriet 1942 als sowjetischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er entschied sich zur Kooperation mit den Deutschen und wurde den Ermittlungen zufolge als "Trawnik" (einheimischer "Hilfswilliger") Aufseher im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen.
(c) EPA (ZST LUDWIGSBURG / HO)
Im Oktober 1943 wurde er nach Angaben der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in das Lager im süddeutschen Bayern abkommandiert und war dort bis Dezember 1944 Wachmann mit der Dienstnummer 1393. Nach dem Krieg lebte Demjanjuk in verschiedenen Orten Bayerns, bevor er sich Anfang der 50er Jahre in die USA absetzt.
(c) EPA (UWE ZUCCHI)
Aufgrund einer Mitte der 70er Jahre von Sowjetbehörden an die USA übersandten Liste mit den Namen von 70 angeblich in den Vereinigten Staaten lebenden mutmaßlichen Kriegsverbrechern befasste sich die US-Justiz mit ihm. Bei weiteren Recherchen glaubten Überlebende des Todeslagers Treblinka, in ihm den Gaskammerwärter "Iwan den Schrecklichen" wiederzuerkennen. Wegen falscher Angaben über seine Vergangenheit bei der Einreise wurde ihm 1981 die widerrechtlich "erschlichene" US-Staatsbürgerschaft aberkannt.
(c) AP (MARK DUNCAN)
Im Februar 1986 lieferte ihn die US-Regierung an Israel aus, ein Jahr später begann dort sein Prozess. Am 25. April 1988 endete das Verfahren mit einem Todesurteil. Das Sondergericht sprach Demjanjuk wegen der Beihilfe zum Mord an mehr als 800 000 Juden sowie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen das jüdische Volk schuldig. Er bestritt bis zuletzt, jemals KZ-Wächter gewesen zu sein und bezeichnete sich als Opfer einer Verwechslung.
(c) AP (C.H. Pete Copeland)
Nach der Verurteilung tauchten neue Beweise auf, die schon früher bestehende Zweifel an der Identität des Mannes zu bestätigen scheinen. Am 29. Juli 1993 hob das Oberste Gericht Israels das Todesurteil auf: Seine Identität habe nicht einwandfrei geklärt werden können.
(c) REUTERS (Jack Dabaghian)
Demjanjuk kehrte in die USA zurück, wo er als Staatenloser bei seiner Familie in Seven Hills bei Cleveland im Bundesstaat Ohio lebte. Nachdem ein Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamtes die Echtheit seines SS-Dienstausweises bestätigte, erließ das Amtsgericht München am 11. März 2009 Haftbefehl gegen Demjanjuk.Demjanjuks Ehefrau vor dem Anwesen der Familie in Ohio
(c) AP (PHIL LONG)
Demjanjuks Ärzte machten geltend, dass ihr Patient schwer krank sei, und eine Abschiebung Folter gleichkommen würde. Ein Berufungsgericht stoppte daraufhin zunächst die Abschiebung.
(c) Reuters (Ho)
Demjanjuks Sohn John Jr. kämpfte vor verschiedenen US-amerikanischen Gerichten um den Verbleib seines Vaters in den USA. Er betonte immer wieder, sein Vater werde nicht mehr lang genug für eine Prozess in Deutschland leben. Er würde in ein Krankenhaus, aber "niemals vor Gericht kommen".
(c) AP (Al Behrman)
Nach wochenlangem Tauziehen wurde Demjanjuk am 11. Mai 2009 schließlich doch noch von den USA abgeschoben.
(c) AP (Mark Duncan)
Er traf am 12. Mai 2009 per Sondermaschine in München ein und wurde in die Münchner Haftanstalt Stadelheim gebracht. Am 13. Juli 2009 erhob die Staatsanwaltschaft München I Anklage.
(c) AP (Matthias Schrader)
Der zähe Indizienprozess dauert eineinhalb Jahre. Im Mai 2011 dann das Urteil: Beihilfe zum tausendfachen Mord an Juden zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Dennoch blieb er nicht in Haft - das Gericht hob aus Gründen der Verhältnismäßigkeit den Haftbefehl vorerst auf. Demjanjuks Schuld wird nun nie mehr abschließend juristisch geklärt werden.
(c) AP (Christof Stache)
Der (Pflege)-Fall Demjanjuk
Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.