Cara Delevingne: "Ich setze mir keine Grenzen"

Cast member Cara Delevingne poses for photos at a photo call promoting her film 'Paper Towns' at Claridges in London
Cast member Cara Delevingne poses for photos at a photo call promoting her film 'Paper Towns' at Claridges in LondonREUTERS
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Sie gilt als Trendsetterin, Social-Media-Star, IT-Girl und Society-Göre. Cara Delevingne ist mit ihren auffallenden Augenbrauen und ihrer extrovertierten Persönlichkeit eines der erfolgreichsten Models der Welt.

Sie gilt als coolstes Mädchen der Welt. Pfeift auf Konventionen oder Mainstream. Ließ sich ihre auffallenden Balken-Augenbrauen nicht wegzupfen, sondern machte sie zu ihrem Markenzeichen. Cara Delevingne, Britin und It-Girl, Social-Media-Star und Society-Göre, hat mit ihrer unverfälschten Art weltweit riesigen Erfolg. 2013 war sie das meistgebuchte Model der Welt. Jedes große Label scheint sich mit ihr schmücken zu wollen. Jetzt aber lenkt Cara Delevingne ihre Karriere in eine andere Richtung. Statt nur vor der Fotokamera zu posen, will die 23-Jährige nun vor Filmkameras alles geben. Ihr Schauspiel-Debüt gab sie neben Daniel Brühl in „Die Augen eines Engels“, mittlerweile hat sie fünf Filme abgedreht. Ab dem 31. Juli spielt die Jungmimin in der Verfilmung von John Greens Bestseller-Roman „Margos Spuren“ gleich die Titelfigur.

Cara, haben Sie dem Modeln nun den Rücken zugewandt und wollen Sie nur noch Schauspielerin sein?

Nein, mit dem Modeln werde ich nicht aufhören, es nur viel seltener machen als bisher. Eben so wie andere Schauspielerinnen.

Wie kam es, dass Sie plötzlich mit der Schauspielerei liebäugelten?

Ich wollte eigentlich immer nur Schauspielerin werden, von klein auf.

Aber dann kam Ihnen Ihre Modelkarriere „dazwischen“?

So in etwa: Schauspielen und Musik machen, das war immer mein Plan A. Das Modeln war eher ... Zufall. Das fiel mir irgendwie in den Schoß.

Ihr erster Regisseur war Michael Winterbottom, der Ihnen auch Talent und großes Charisma bescheinigte. Wie sind Sie gleich an so einen Meister geraten?

Jemand hatte mich ihm mal vorgeschlagen. Kurz danach sind wir uns in New York zufällig in die Arme gelaufen. Ich begrüßte ihn mit: „Hey Michael, ich mag deine Energie!“ Kurz danach waren wir uns einig, dass ich mitspiele. Ist das nicht toll, so rasant besetzt zu werden? (Lacht.) Und danach habe ich viele Drehbücher gelesen.

Nach „Margos Spuren“ sieht man Sie im Oktober schon in „Pan“. Besteht für Sie ein Unterschied, ob Sie vor einer Film- oder einer Fotokamera stehen?

Ein Bild einzufangen ist extrem interessant, aber es hält nur einen ganz spezifischen Augenblick fest. Man kann damit zwar viel zum Ausdruck bringen – aber mit einem Film noch viel mehr!

Haben Sie beim Spielen neue Unsicherheiten entdeckt?

Als ich als Model anfing, war mir die Kamera beim Shooting eigentlich nie so bewusst. Wenn du schauspielst, musst du die Filmkamera genauso aus deinem Kopf verdrängen. Das fiel mir am Anfang schwer, doch nach und nach habe ich auch beim Drehen meine Unbefangenheit wiedergewonnen.

Ähneln Sie Margo? Haben Sie sich mal an jemandem gerächt?

Ja, ich fand sie sehr inspirierend und würde gern noch mehr wie sie werden. Von ihr kann man eine Menge lernen, etwa angstfrei zu leben. Ansonsten liebe ich Streiche. Aber nicht aus Rache, sondern als Liebesbeweis. Ich quäle meine Freunde gern – so zeige ich ihnen meine Zuneigung. Ich habe mal mit einem Hennastift, der drei Wochen hält, auf den Kopf eines Schulfreundes einen Penis gemalt. Ist doch lustig.

Also waren Streiche schon in der Schule Ihr Lieblingsfach.

Ich gehörte immer zu den Anstiftern. Einmal habe ich unsere Klasse so dirigiert, dass wir jedes Mal, wenn die Lehrerin was an die Tafel schrieb, ein Stück mit Tisch und Stuhl vorrückten, bis wir alle ganz vorn landeten.

Sind Sie ein Mensch, dem Freundschaften wichtig sind?

Ich bin eine gute Freundin, trotz der Streiche, die ich allen spiele. Aber Loyalität geht mir über alles. Auch Vertrauen und Verlässlichkeit sind mir extrem wichtig.

War es einfacher, Freundschaften zu pflegen, als Sie Model waren?

Ja, da sah ich meine Model-Freunde regelmäßig auf den Fashion Weeks. Aber auch in der Schauspielbranche habe ich schon einige nette Leute kennengelernt, die mir auch mal eine runterhauen können, wenn es nötig wäre. Ich habe auch noch Kontakt zu meinen Freunden von der Schule. Sie leben vielleicht ein ganz anderes Leben als ich, aber ich bewundere sie. Denn in London ist es nicht so einfach, als junger Mensch einen Job zu bekommen. Aber sie arbeiten alle hart und sind herrlich verrückt.

Sie sind ganz eng mit Kendall Jenner vom Kardashian-Clan befreundet ...

Es ist einfach nett, wenn Mädels im selben Job was zusammen unternehmen und auch zusammenhalten. Denn der Wettbewerb unter Models ist schon heftig. Wenn ich mal den Modeljob nicht abgekriegt habe, dachte ich mir: „Natürlich gibt es da draußen viele Mädels, die hübscher, größer, dünner sind.“ Wenn eine Freundin den Job bekommt, freut man sich, dass es einen lieben Menschen trifft.

Kaum ein Label scheint derzeit auf Ihr Gesicht verzichten zu können. Allein Ihre Augenbrauen haben einen Trend losgelöst. Was bedeutet es Ihnen, in der Mode so großen Einfluss zu haben?

Die Position, in der ich bin, ist schon großartig! Das ist für mich nach wie vor unglaublich, dass ich es so weit gebracht haben soll.

Sie sind in sozialen Netzwerken sehr präsent, posten regelmäßig Fotos, jeder weiß, was Sie tun, lassen, fühlen ...

Ich setze mir persönlich keine Grenzen. Warum sollte ich? Das ist doch reine Zeitverschwendung. (Lacht.) Die einzige Grenze bin ich selbst.

Wie finden Sie es, wenn Privatfotos wie von Miley Cyrus im Netz landen?

Das macht mich wütend. Das finde ich einfach ekelhaft. Jeder sollte das Recht auf eine Privatsphäre haben. Natürlich sind einige Menschen aufgrund ihres Berufes weniger anonym. Doch es sollte schon Grenzen geben, die nicht überschritten werden dürfen.

Haben Sie selbst überhaupt noch Privatsphäre? Werden Sie nicht überall auf dem Globus erkannt?

Es geht. Ich habe keinen Bodyguard und ziehe mich total unspektakulär an. Meist gucken mich Leute nur genauer an. Wenn mich jemand anspricht, sagt er meist: „Du siehst aus wie das Model...“ und dann sage ich: „Kein Ahnung, wen du meinst“ oder auch „Was? Du meinst nicht etwa dieses hässliche Mädchen?“

Ihnen würde es keine Angst machen, nicht erkannt zu werden?

Das ist das Beste überhaupt, wie ein Doppelleben! Wenn man mir sagt: „Auf dem Foto hast du toll ausgesehen“, antworte ich, dass 50 Prozent davon auf das Konto von Make-up, Photoshop, dem Fotografen, dem Stylisten und allen anderen Beteiligten geht. Der kleinste Prozentsatz davon bin ich. Es ist eine Gruppenarbeit, ich habe Glück, dass man mich bucht.

Ihr Liebesleben sorgt derzeit für Schlagzeilen. Wie bereiten Sie sich auf ein Date vor?

Ich mache keine große Sache daraus. Ich finde es wichtig, sich auf Dates nicht zu verstellen. Wozu soll man Zeit verschwenden und so tun, als sei man anders. Dann doch lieber schon bei Date eins zeigen, wer man ist.

Sind Sie konstant auf Achse und leben aus dem Koffer, oder haben Sie auch so etwas wie einen Lebensmittelpunkt?

Ich bin dort zuhause, wo mein Herz ist und meine Füße stehen. Sich zuhause zu fühlen ist das schönste Gefühl, das es gibt. Für mich ist das ein Ort, wo ich das Gefühl habe, genau dort gehöre ich hin. Und jetzt habe ich das schon ein paar Mal an einem Filmset verspürt.

Steckbrief

Cara Delevingne
wurde am 12. August 1992 geboren. Sie ist die jüngste Tochter von Charles Delevingne und des Ex-Models Pandora Stevens.

Model. Mit ihren balkenförmigen Augenbrauen und ihrer extrovertierten Persönlichkeit avancierte sie nach Start ihrer Modelkarriere im Jahr 2010 bald zu einem der gefragtesten Top-Models der Welt. Sie posierte für die „Vogue“, „Harper's Bazaar“, DKNY, Louis Vuitton, Dolce & Gabbana, Ottavio Missoni etc.

Schauspielerin. Ihr Schauspieldebüt gab Delevingne mit „Die Augen eines Engels“, ab 31. Juli spielt sie die Hauptfigur in „Margos Spuren“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2015)

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