Staat verliert Poker um die Casinos

The logo of Austrian gambling monopolist Casinos Austria is pictured on its headquarters in Vienna
The logo of Austrian gambling monopolist Casinos Austria is pictured on its headquarters in ViennaREUTERS
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Die Novomatic hat sich 28 Prozent an der teilstaatlichen Casinos Austria gesichert. Das Angebot der öffentlichen Hand war nicht hoch genug.

Wien. Der Glücksspielkonzern Novomatic hat einen Coup gelandet: Das Unternehmen wird neuer Großaktionär der Casinos Austria und steigt mit einem Anteil von 28 Prozent bei der teilstaatlichen Gesellschaft ein. Die MTB-Privatstiftung und die zu Raiffeisen gehörende Leipnik-Lundenburger Invest trennten sich von ihren Beteiligungen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der „Kurier“ hatte bereits im Vorfeld darüber berichtet.

Schon im April schrieb die „Presse“, dass der Konzern mit Sitz in Gumpoldskirchen ein Auge auf die Casinos Austria geworfen hätte. Kurze Zeit später wurde dies jedoch von Novomatic-Chef Harald Neumann dementiert. Er hat dieser Zeitung mitgeteilt, „kein Angebot“ für die Casinos Austria legen zu wollen, weil man nicht „gegen den Finanzminister biete“. „Österreich ist kein so großer Markt, um ein paar hundert Mio. Euro investieren zu wollen. Falls wir gefragt werden, wären wir aber durchaus bereit, mit einer Minderheitsbeteiligung einzusteigen“, sagte Neumann damals.

Der Sachverhalt hat sich nun aber geändert: Die Novomatic hat sich nicht nur 28 Prozent an der Casinos Austria gesichert, sondern am Sonntag auch eine Aufstockung ihrer Anteile nicht ausgeschlossen. Die ÖBIB, sie verwaltet die Beteiligungen der öffentlichen Hand und ist mit rund 33 Prozent an den Casinos beteiligt, ist mit ihrem Angebot unter dem der Novomatic gelegen. „Die nun gebotenen und deutlich höheren Kaufpreise wären für die ÖBIB aufgrund ihrer öffentlichen Verantwortung und Sorgfaltspflicht sowie mangels einer rechtlichen Grundlage für die Zahlung einer Prämie nicht darstellbar gewesen“, hieß es am Sonntag seitens der Staatsholding.

Zum Hintergrund: Für ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling ist der Einstieg der Novomatic ein Rückschlag. Denn eigentlich sah sein Plan die Vollverstaatlichung der Casinos vor. In einem ersten Schritt übernahm Schelling mit der ÖBIB jenen Drittelanteil, den die Oesterreichische Nationalbank über die Münze hielt. In einem zweiten Schritt legte der Finanzminister ein 350 Mio. Euro schweres Angebot für die gesamte Casinos Austria (also 230 Mio. Euro für 66 Prozent). Den anderen Eigentümern, die durch einen komplizierten Syndikatsvertrag miteinander verbunden sind, war das aber zu wenig. Sie lehnten ab. Insidern zufolge dürfte der Wert des Unternehmens bei über 500 Mio. Euro liegen.

Syndikatspartner wollen aussteigen

Vor diesem Hintergrund trat dann ein neuer Interessent auf: Peter Goldscheider und seine Investmentfirma Epic. Sie hat mit zwei tschechischen Milliardären im Konsortium gleich mehrfach Interesse an den Casinos signalisiert.

Einen Teil an den Casinos hat sich nun aber die Novomatic gesichert. Es zeichnet sich eine Bieterschlacht zwischen Goldscheider und der Novomatic um weitere Casinos-Anteile ab. Allerdings ist fraglich, ob die Wettbewerbsbehörde da mitspielt. Bei einer weiteren Aufstockung könnten die Kartellwächter Bedenken anmelden. Auch jetzt bedarf es noch diverser öffentlich-rechtlicher Genehmigungen.

Dass sich die Syndikatspartner von ihren Anteilen trennen wollten, dürfte unter anderem mit der eher mauen Performance der Casinos zu tun haben. Das Glücksspielunternehmen hatte in der Vergangenheit immer wieder Verluste geschrieben. 2014 gelang dem Konzerns allerdings die Rückkehr in die schwarzen Zahlen.

Mit einem Einstieg bei den Casinos erhält die Novomatic auch Zugriff auf den eigentlichen Schatz, den es zu heben gilt: die Lotterien, an denen die Casinos 68 Prozent halten. Erst in der Vorwoche wurde bekannt, das die Novomatic Erste Bank, Bawag und die teilstaatliche Immigon zur Gänze aus den Lotto-Holdings LTB Beteiligungs GmbH und RSV Beteiligungs GmbH ausgekauft hat. (nst/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2015)

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