In welcher Farbe möchten Sie Ihren Wombat?

EPA/Steve Lunam
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Es ist immer schön, wenn man zu den wirklich wichtigen Dingen befragt wird.

Wombats haben würfelförmigen Kot. Ich finde, das sollten Sie wissen. Für Ihr weiteres Leben mag diese Information aus dem Lexikon des unnützen Wissens nicht rasend viel Bedeutung haben, aber was hat das schon. Nehmen wir zum Beispiel die demokratische Mitbestimmung. Vergangene Woche stopfte die staatliche Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Sie wissen schon, das ist der beim spielerischen Langewörterbilden viel zu selten eingesetzte kleine Bruder der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft) das Sommerloch mit einer Aktion fast zur Gänze zu: Per Internet kann darüber abgestimmt werden, ob die Autobahnvignette 2017 lieber rot oder türkis sein soll. Eine Entscheidung, wegen der sich nun tausende Menschen ob ihrer demokratischen Verantwortung unruhig in den Betten wälzen. So wie damals, als die Wiener Linien über die Farbe der neuen U5 abstimmen ließen (sie wird übrigens türkis, hat der Souverän entschieden). Diese Technik, berichtet eine Mutter, funktioniert übrigens auch bei Kindern gut – „Willst du mir beim Straßenüberqueren lieber die linke oder die rechte Hand geben?“

Zu den wirklich wichtigen Dingen wird man dagegen nie befragt. Zum Beispiel, ob ein Adler als nationales Wappentier überhaupt noch zeitgemäß ist. Jede Wette, dass bei einer Abstimmung ein ganz anderes Tier die absolute Mehrheit erhalten würde. Ein Wombat, zum Beispiel. Der ist hierzulande zwar nicht heimisch, sondern nur in Australien (Gibt es eigentlich schon T-Shirts à la „There are no wombats in Austria“?). Aber andererseits – haben Sie schon einmal einen Adler in freier Wildbahn gesehen? Eben. Denkwürdig werden dann auch die Worte, mit denen das Ergebnis der Abstimmung am Abend im Fernsehen offiziell bekannt gegeben wird: „Sehr geehrte Damen und Herren, die Würfel sind gefallen.“

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2015)

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