Bieterschlacht um Casinos Austria

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Die Novomatic peilt nach dem Einstiegscoup die Mehrheit am Erzrivalen an. Investor Peter Goldscheider geht auf's Ganze – er hat auch ein Auge auf den Staatsanteil geworfen.

Wien. Johann F. Graf ist ein stiller Tycoon. Keine Cocktails, keine „G'schichterln“, keine Seitenblicke. Mit einem Schlag ist der Mann, der mit der Novomatic einen der größten Glücksspielkonzerne der Welt aufgebaut hat, nun ins Rampenlicht getreten. Graf, der mit einem Vermögen von 6,6 Mrd. Dollar auf der aktuellen Forbes-Reichen-Liste auf Rang 208 liegt, ist drauf und dran, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen: Die Novomatic hat in einem Überraschungscoup 28,14 Prozent an den Casinos Austria gekauft. Schon zuvor hat sich Graf 18 Prozent an der Casinos-Tochter Lotterien gesichert.

Das ist nicht alles: Graf strebt, auch wenn er und die Novomatic Pläne nicht kommentieren, die Mehrheit an.

Der Poker um den Platzhirsch am Glücksspielmarkt – die Casinos besitzen alle Lizenzen für die zwölf bestehenden Spielbanken und über die Lotterien auch die Lizenzen für Lotto und das besonders lukrative Online-Spiel – ist aber damit nicht gelaufen. Der Grund: Die Aktionäre der Casinos sind über Syndikatsverträge aneinander gebunden. Wenn einer verkaufen will, haben die anderen das Recht, die Anteile zum gleichen Preis wie der neue Bieter aufzugreifen. Erst bei einem Verzicht geht ein Deal über die Bühne. In knapp zwei Monaten muss Klarheit herrschen, die Frist läuft bis 20. September.

Bisher sah die Eigentümerstruktur so aus: Der Staat hält über die Staatsholding ÖBIB 33,2 Prozent –das ist jener Anteil, den die Notenbank über die Münze hielt. 38,3 Prozent gehörten der Medial Beteiligungs GmbH, in der Uniqa, Vienna Insurance, Raiffeisen mit der Tochter Leipnik-Lundenburger, sowie Schelhammer & Schattera vertreten sind. Weitere rund 17 Prozent besaß Maria Theresia Bablik über ihre MTB-Stiftung. Sie und die Leipnik-Lundenburger wollen an die Novomatic verkaufen.

Pröll als Spielmacher

Die Pikanterie: Leipnik-Boss ist Ex-ÖVP-Finanzminister Josef Pröll. Er ist auch Casinos-Aufsichtsrat. Dass just Pröll den Verkauf an die Novomatic einfädelte, dürfte Casinos-Chef Karl Stoss nicht gerade goutieren. Er hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass die Novomatic der Erzfeind sei. Stoss, dessen Vertrag bis Ende 2016 läuft, war weder per Internet noch per Telefon für eine Stellungnahme erreichbar.

Richtig spannend wird die Sache durch einen weiteren Mitspieler: Peter Goldscheider und seine Investmentfirma Epic hat im Konsortium mit zwei tschechischen Milliardären massives Interesse an den Casinos Austria angemeldet. Goldscheider ist gewillt, dafür viel Geld in die Hand zu nehmen. Er hat noch kein Offert gelegt, jetzt aber wie die Novomatic die Strategie der kleinen Schritte gewählt: Goldscheider sicherte sich jüngst jene 0,41 Prozent, die Ex-Casinos-Boss Leo Wallner besaß. Auch dieser Verkauf ist erst fix, wenn die anderen Casinos-Akionäre Wallner grünes Licht geben.

Sollte dies geschehen, wäre auch Goldscheider als Aktionär im Spiel. Goldscheider will aber noch mehr: Martha Oberndorfer, Chefin der Staatsholding ÖBIB, sagt dazu der „Presse“, dass Goldscheider auch ein Auge auf den 33,2-prozentigen Anteil der ÖBIB an den Casinos geworfen hat. Das sei gut für die Staatsholding und die Steuerzahler, meint Oberndorfer, denn das G'riss um die Casinos habe deren Wert schon um rund 20 Prozent erhöht. Derzeit sehe sie aber keinen Anlass für den Verkauf des Anteils.

Der Staat selbst könnte auch gegen Novomatic und Goldscheider antreten – theoretisch: „Auch die ÖBIB hat wie alle anderen Syndikatspartner der Casinos ein Vorkaufsrecht und könnte zum selben Preis wie Novomatic eintreten“, erklärtOberndorfer. Die Staatsholding werde allerdings kein weiteres Geld in die Hand nehmen. Sie hatte nach der Übernahme des Münzeanteils für die gesamte Casinos Austria 350 Mio. Euro geboten. Das war den Aktionären zu wenig. Das Angebot der Novomatic soll bis zu 500 Mio. Euro schwer sein.

Sollte die Novomatic tatsächlich zum Zug kommen, hat die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) noch ein gewichtiges Wort mitzureden. Bisher sei weder ein Zusammenschluss angemeldet noch habe es Kontakte wegen einer Vorabfrage gegeben, sagte eine Sprecherin. Da die Novomatic keine Lizenz für ein Casino in Österreich bekommen hat (siehe nebenstehender Bericht) könnten die Kartellhüter gnädig sein, meinen Insider.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2015)

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