AUA rüstet sich für den Ernstfall

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Obwohl die Lufthansa 85 Prozent der AUA-Aktien in der Tasche hat, bereitet die AUA einen „Plan B“ vor. Für den Fall, dass der Verkauf doch noch platzt. Erstmals fallen jetzt auch Tabus und alle Kostenstellen werden infrage gestellt.

Wien. Mit der Übernahme von mehr als 85 Prozent der AUA-Aktien hat die Lufthansa eine „zentrale und wichtige Hürde“ (Finanzminister Josef Pröll) für den Kauf der AUA geschafft. Dennoch kann die Lufthansa noch aussteigen – etwa, wenn die EU die wettbewerbsrechtliche Genehmigung des Deals an zu hohe Auflagen knüpft und/oder die mit dem AUA-Verkauf vereinbarte Staatsbeihilfe von 500 Mio. Euro nicht genehmigt. Für diesen Fall, dass die AUA allein weiterfliegen muss und eine Insolvenz vermeiden will, bedarf es allerdings einer radikalen Redimensionierung, an die Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Chef Peter Michaelis bisher „lieber nicht“ denken wollte.

Jetzt befasst sich Michaelis aber doch mit dem Worst-Case-Szenario, das er als Wechsel von „Austrian“ zu „Vienna Airlines“ bezeichnete: Auf Druck von einigen Aufsichtsratsmitgliedern und vor allem angesichts des Quartalsverlustes von 88 Mio. Euro wird das Kontrollgremium am Freitag den bisher streng geheimen „Plan B“ diskutieren.

Teile der Flotte am Boden?

Details der „Maßnahmen“ (so die offizielle Diktion) für den Fall, dass der Verkauf platzt, stehen noch nicht fest, da Michaelis und die AUA-Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth überzeugt sind, dass die Übernahme klappt. Es gehe vielmehr um ein „Backup“, eine Absicherung, um im schlimmsten Fall nicht überrascht zu werden, heißt es im Konzern. „Nicht darüber zu reden wäre fahrlässig“, meint ein Aufsichtsratsmitglied. Außerdem gilt als sicher, dass die Lufthansa angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise – ungeachtet des von der AUA bereits aufgesetzten Sparpakets – noch tiefere Schnitte wird setzen müssen.

Erstmals fallen jetzt auch Tabus und alle Kostenstellen werden infrage gestellt. Das betrifft die seit Langem diskutierte und immer wieder verschobene Flottenharmonisierung – geprüft wird eine Stilllegung aller Boeings oder Airbusse. Genauso werden Doppelgleisigkeiten durchforstet – auch zwischen Austrian, Lauda Air und Tyrolean (Austrian Arrows). Auch eine stärkere Einbindung der Tyrolean ist im Gespräch. Eine AUA im Regionallinienformat würde jedenfalls eine Reduzierung um 30 bis 50 Prozent bedeuten – mit ebenso krassen Auswirkungen auf den Personalstand von derzeit 7680 Beschäftigten.

Aktie im Höhenflug

Trotz massiver Kursverluste dürften viele Aktionäre diese Szenarien bedacht haben, als sie sich zum Verkauf ihrer Aktien entschlossen haben. Die Börse reagierte auf die Nachricht, dass die Lufthansa die selbst gelegte Latte von 75 Prozent weit übersprungen hat, positiv: Die AUA-Aktie legte um mehr als zehn Prozent auf 4,13 Euro zu.

Für Aktionäre, die bisher gezögert haben, gibt es eine dreimonatige Nachfrist. Bis 14. August können sie zum Angebotspreis von 4,49 Euro je Aktie verkaufen. Danach erhöht sich das Risiko: Ab 90 Prozent kann die Lufthansa die Zwangsabfindung (Squeeze-out) einleiten und die AUA von der Börse nehmen. Dabei kann sie auch weniger bieten.

Die EU ist aber nicht die einzige Hürde, die die Lufthansa nehmen muss. Nachdem es im ersten Quartal einen Verlust von 256 Mio. Euro gab und die Passagierzahlen im April um 4,6 Prozent fielen, mehren sich im Konzern Gegenstimmen zu riskanten Engagements, schreibt die „FAZ“. Zumal eine zweite geplante Übernahme, jene von British Midland (BMI), an einem Eigentümerstreit scheitern könnte. Die Lufthansa verlangt von BMI-Gründer Michael Bishop eine Kapitalspritze von 100 Mio. Pfund, was Bishop ablehnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2009)

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