Die Kampfkraft der den Russen nach Zahl weit unterlegenen ukrainischen Truppen überrascht vielfach. Das liegt an verbesserter Bewaffnung, der hohen Moral, aber auch an jahrelanger „echter" Kampferfahrung im klassischen Gefecht. „Die Presse" schrieb schon vor Jahren, dass selbst westliche Militärberater von den Ukrainern viel lernen können.
Für Erfolg im Krieg gibt es immer viele Gründe. Dass sich die russischen Streitkräfte gegenüber den weit kleineren der Ukraine jetzt sichtlich so schwer tun, liegt sehr stark auch an den Russen selbst, an Faktoren wie Wetter, Gelände, Zufall und Glück, an Lieferungen moderner westlicher Waffen etwa zur Panzer- und Fliegerabwehr (die ukrainischen Bestände an einheimisch erzeugten und ex-sowjetischen Waffen dieser Art waren allerdings schon erheblich, was selten erwähnt wird) und an westlichen Aufklärungsinformationen über russische Truppenbewegungen.
Dazu kommt allerdings auch die jahrelange Erfahrung, die mittlerweile Hunderttausende Reservisten, aktive Soldaten und Offiziere seit Ausbruch der Kämpfe mit den prorussischen Rebellen im Donbass 2014 gesammelt haben. Die hatten zwar in diesem Jahr sowie 2015 ihren Höhepunkt, endeten aber trotz Waffenstillstandsverträgen nie komplett und gingen sozusagen tröpfelnd und häufig stellungskriegsartig weiter.
Lernen im klassischen Gefechtsfeld
Diese genannte Erfahrung war bzw. ist jene aus einem weitgehend „klassischen" Krieg, gepaart mit Elementen des Partisanenkrieges. Die ukrainischen Soldaten im Donbass fochten am Boden - „boots on the ground" - gegen oft große, organisierte Verbände, gegen Panzereinheiten, Artillerie etc, und waren ihrerseits ebenfalls in solchen Verbänden organisiert, hatten Panzer, Artillerie etc.