Abschiedsbriefe von Mary Vetsera im Safe entdeckt

(c) Österreichische Nationalbibliothek
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Dokumente über den Doppelselbstmord von Mary Vetsera und Kronprinz Rudolf fanden sich in der Schoellerbank.

„Liebe Mutter – Verzeih mir was ich gethan. – Ich konnte der Liebe nicht wiederstehen. In Übereinstimmung mit Ihm will ich neben Ihm im Friedhof von Alland begraben sein. – Ich bin glücklicher im Tod als im Leben. Deine Mary.“

So las sich (in originaler Rechtschreibung) der Abschiedsbrief, den die Diplomatentochter Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, genannt Mary, ihrer Mutter Helene schrieb, bevor sie am 28. Jänner 1889 gemeinsam mit ihrem Geliebten, dem Kronprinzen Rudolf, in Mayerling Selbstmord beging.

Der Wortlaut dieses Briefs ist bekannt – bisher aber nur aus einer Abschrift der Mutter. Das Original sei nach deren Tod vernichtet worden, nahm man an. Doch nun ist es – gemeinsam mit zwei anderen, bisher schon im Wortlaut bekannten Abschiedsbriefen Mary Vetseras und anderen Dokumenten – gefunden worden, in einem 1926 in der Privatbank Schoellerbank deponierten braunen Ledereinband. Sylvia Linc, Archivarin der Bank, hat ihn im Zug einer Revision des Archivs entdeckt. Die Dokumente kommen nun als Dauerleihgabe an die Österreichische Nationalbibliothek, wo sie derzeit konservatorisch versorgt, katalogisiert und digitalisiert werden. Sie werden wohl in der für 2016 geplanten Ausstellung zum 100. Todestag Kaiser Franz Josephs im Prunksaal der Nationalbibliothek gezeigt werden. Im Besitz der Nationalbibliothek ist auch Rudolfs Abschiedsbrief an seine Gattin, Stephanie.

Der zweite nun gefundene Abschiedsbrief Vetseras ging an ihren Bruder, er lautet: „Mein lieber Feri – Leider konnte ich Dich nicht mehr sehen. Leb wohl, ich werde von der – anderen Welt über Dich wachen weil ich Dich sehr lieb habe. – Deine treue Schwester Mary“.

„Heirathe nur aus Liebe“

Der dritte Brief, an Marys Schwester, lautet, ebenfalls in originaler Schreibweise: „Meine liebe Hanna – Wenige Stunden vor meinen Tod will ich dir adieu sagen. Wir gehen beide selig in dass ungewisse Jenseits. Denk hie und da an mich. Sei glücklich, und heirathe nur aus Liebe. Ich konnte es nicht thun und da ich der Liebe nicht wiederstehen konnte so gehe ich mit Ihm“. In einem Postskriptum steht u. a.: „Der Bratfisch (Rudolfs Fiaker, Anm.) hat uns gestern ideal vorgejodelt“. Und: „Sag dem Eder, dass ich nicht singen kann nächsten Samstag. Meinen Schmuck vertheile ungefähr so wie du es am besten findest. – Weine nicht um mich ich gehe fidel hinüber.“

Die weiteren Dokumente im Ledereinband sind Mary Vetseras Taufschein, der Taufregisterauszug für ihre Schwester Johanna, der Totenschein und ein langer, bisher unbekannter Brief von Hermine Tobis, der Klavierlehrerin Mary Vetseras, an deren Schwester Johanna.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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