Hiroshima-Jahrestag: "Bilder des Leids erschüttern bis heute"

Bundespräsident Heinz Fischer
Bundespräsident Heinz FischerAPA/FRANZ NEUMAYR/MMV
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Zum 70. Jahrestag der Atombombenabwürfe finden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Bundespräsident Fischer erinnert daran, dass Atomwaffen oftmals noch heute als Mittel der Politik angesehen würden.

Vor 70 Jahren, am 6. August 1945, wurde die erste Atombombe über die japanische Stadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später stieg über Nagasaki eine Pilzwolke auf. In den Folgemonaten starben mehr als 200.000 Menschen wegen der Strahlung, noch heute gibt es Tote aufgrund der Spätfolgen. „Die Bilder der atomaren Zerstörungskraft und des Leids der betroffenen Menschen erschüttern bis heute“, sagte nun Bundespräsident Heinz Fischer im Gedenken an die Opfer. „Wir dürfen nie vergessen, welche verheerenden Konsequenzen der Einsatz von Atomwaffen hat“, betonte er.

Deswegen trete Österreich für eine atomwaffenfreie Welt ein, betonte das Staatsoberhaupt. Es handle sich zudem „nicht nur" um eine historisches Datum. Der Jahrestag erinnere daran, „dass die Drohung mit Krieg und Atomwaffen leider weiterhin von manchen als Mittel der Politik angesehen wird“. Als Hauptziel der internationalen Gemeinschaft bezeichnete Fischer daher die Schaffung einer kernwaffenfreien Welt - „um sicherzustellen, dass sich der Schrecken von Hiroshima und Nagasaki nicht wiederholen kann".

Das Atom-Abkommen zwischen den fünf UNO-Vetomächten sowie Deutschland mit dem Iran, das erst kürzlich in Wien geschlossen wurde, sei auch aus diesem Blickwinkel „bemerkenswert". Zudem sei damit „eine seit Jahren offene Frage gelöst" worden.

Friedenszeremonie in Hiroshima

Atombomben auf Japan
Atombomben auf JapanAPA

In Hiroshima findet am 6. August die alljährliche Friedenszeremonie im Gedenken an die Opfer statt. Um 8:15 Uhr - dem Zeitpunkt der Explosion - läutet eine Friedensglocke den Beginn eines stillen Gebetes ein. Für den Abend ist das traditionelle Laternenfest angesetzt. Außerdem sind in Hiroshima noch Friedenskonzerte und öffentliche Filmvorführungen geplant.

Im rund 300 Kilometer entfernten Nagasaki wird die jährliche Friedensfeier am 9. August stattfinden. Bis Ende September stehen zahlreiche Kulturveranstaltungen, wie Opern, Musicals und Theaterstücke auf dem Programm.

Auch in Deutschland wird den ersten und einzigen kriegerischen Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki gedacht. Das Festival Palais Sommer zeigt in Dresden eine Arbeit des japanischen Zeichners Keiji Nakazawa, der seine Eindrücke in dem Manga „Barfuß durch Hiroshima" festhielt. Unter Leitung des Musikers und Videokünstlers Oguz Büyükberber aus Amsterdam kommt Material des Mangas als Großprojektion an die Fassade des Palais am Dresdner Elbufer. Mitglieder der Dresdner Sinfoniker improvisieren zu den Projektionen. Die Zuseher erleben so die damaligen Geschehnisse aus der Sicht des sechsjährigen Jungen Gen, der Hauptfigur des Mangas.

"Little Boy" & "Fat Man"

Am 6. August 1945 um 8.15 Uhr wurde die Uranbombe "Little Boy" 9450 Meter über der Innenstadt von Hiroshima abgeworfen. 576 Meter über dem Shima-Krankenhaus detonierte sie mit einer Sprengkraft von 12.500 Tonnen. Die Explosion zerstörte etwa 90 Prozent der Stadt und tötete mehr als 70.000 Menschen. Bis Ende 1945 sollen rund 140.000 Menschen gestorben sein.

Die zweite Bombe sollte eigentlich über der Stadt Kokura detonieren, aufgrund einer dicken Wolkendecke war ein Abwurf aber nicht möglich. Die Atombombe "Fat Man" war mit Plutonium bestückt. Um 11.02 Uhr explodierte sie 500 Meter über einer Waffenfabrik. Bis zum Ende des Jahres 1945 sollen durch den Atomschlag in Nagasaki etwa 75.000 Menschen ums Leben gekommen sein.

(APA/AFP/dpa)

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