Asyl: Wien schafft Plattform für ehrenamtliches Engagement

Betten für Asylwerber
Betten für Asylwerber APA/HELMUT FOHRINGER
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Sach- und Geldspenden, Zeit und Wohnungen sollen besser koordiniert werden. Wien nimmt 45 unbegleitete minderjährige Burschen auf.

Eine neue von den "Helfern Wiens" im Auftrag der Stadt betriebene Online Plattform soll die Koordination von ehrenamtlichem Engagement für Asylwerber erleichtern: So können Menschen etwa angeben, wo sie welchen Wohnraum zur Verfügung stellen können. Diese Angebote werden dann direkt an die neue Flüchtlingskoordinationsstelle, die beim Fonds Soziales Wien (FSW) angesiedelt ist, weitergeleitet. Für Sach- und Geldspenden gibt es eine Liste von Organisationen, die diese brauchen. "Wir haben bewusst auch kleine NGOs eingebunden, die sich keinen PR-Apparat leisten könnten", betonte Flüchtlingskoordinator und FSW-Chef Peter Hacker.

Auch Zeit kann gespendet werden: So kann man etwa anklicken, an welchen Wochentagen zu welcher Uhrzeit man beispielsweise für Unterstützung bei Behördenwegen und Arztbesuchen oder für Deutschkurse zur Verfügung steht. Danach werden Organisationen vorgeschlagen, die diese Hilfe suchen. Neben der Online-Plattform, die auch NGOs in ihre Homepages einbinden können, steht auch eine Telefonnummer zur Verfügung: Unter 01/245 24 99 kann man seine Hilfe anbieten und wird vermittelt. 20 Organisationen sind bereits online, weitere sollen folgen, erklärte Landtagspräsident und Vizepräsident der "Helfer Wiens" Harry Kopietz (SPÖ).

Wehsely: Unterbringung in Traiskirchen "unhaltbar" und "unwürdig"

"In Wien haben wir die Überzeugung, dass Menschen, die flüchten, weil sie von Tod und Terror bedroht sind, gut aufgehoben sein sollen", betonte Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Die derzeitige Unterbringung in Traiskirchen bezeichnete sie als "unhaltbar" und "unwürdig". Deshalb werden nach allen minderjährigen unbegleiteten Mädchen aus Traiskirchen Anfang nächster Woche nun auch 45 unbegleitete Buben in Wien aufgenommen. Derzeit sind 22 Mädchen aus Traiskirchen in Wien untergekommen, die restlichen Plätze - zunächst war von 50 Mädchen die Rede gewesen - wurden jungen allein stehenden Frauen zur Verfügung gestellt. "Wir wurden zuerst falsch informiert, das Angebot steht aber weiterhin", erklärte Wehsely.

Wien will dementsprechend auch weiterhin alle unbegleiteten minderjährigen Mädchen aufnehmen. Bei den Buben sei das leider nicht möglich - immerhin handle es sich um knapp 2000. Man werde jedoch weiterhin - Schritt für Schritt - Flüchtlinge aufnehmen. Weitere Betreuungsangebote seien bereits in Vorbereitung. "Es ist ganz wichtig zu handeln und nicht immer nur zu reden", so die Sozialstadträtin. Insgesamt betreut Wien derzeit in allen 23 Bezirken rund 10.000 Flüchtlinge, 80 Prozent von ihnen wohnen in Privatunterkünften. Seit Jahresbeginn wurden 2000 zusätzliche Plätze geschaffen. Besondere Betreuung bekommen die 490 unbegleiteten Minderjährigen. Wehsely sprach sich auch für die Unterbringung in Kasernen aus. "Das ist vielleicht nicht optimal, aber besser als ein Zelt oder kein Zelt", meinte sie auch in Richtung der anderen Bundesländer.

Hacker: "Wehren uns gegen Großquartiere"

Er sei derzeit in Kontakt mit mehreren Wiener Bezirksvorstehern, schilderte Hacker. Denn in Wien gelte weiterhin das Prinzip des Kleinquartiers. "Wir wehren uns gegen Großquartiere, sie sind auch nicht notwendig", meinte der Flüchtlingskoordinator, der seit gut drei Wochen im Amt ist. "Vor allem bei Minderjährigen: Mehrere hundert Teenager auf einem Haufen ist eine schreckliche Vorstellung - auch wenn sie aus Meidling oder Simmering sind." Ein Nein habe er dabei noch nie gehört, den Bezirken sei nur wichtig, dass die Betreuung gegeben sei. Dahin fließe übrigens der Großteil der erhöhten Tagsätze: "Wir wollen eine qualifizierte Betreuung, keine Securitys."

Im neuen Verteilerzentrum Nußdorfer Straße sei der Betrieb inzwischen ebenfalls angelaufen, berichtete Hacker. Derzeit befinden sich 33 Personen dort, es seien jedoch noch viele Arbeiten - etwa die Renovierung - durch das Innenministerium zu erledigen. Auch die Organisation wie etwa medizinische Versorgung klappe noch nicht immer reibungslos.

Die Zukunft des temporär wieder eröffneten Quartiers in Erdberg, in dem sich derzeit 472 Menschen, darunter 230 unbegleitete Minderjährige, befinden, sei noch nicht klar: Im August werde eine Evaluierung stattfinden, kündigte der Flüchtlingskoordinator an. Im Herbst soll dann eine Entscheidung getroffen werden, derzeit sei eine Schließung mit Ende des Jahres geplant.

>>> Neue Online Plattform

(APA)

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