Haus der Geschichte: ÖVP will lieber ein „Haus der Zukunft“

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Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer schlägt einen Neubau am Heldenplatz vor.

Das Projekt Haus der Geschichte ist längst zwischen die parteipolitischen Fronten geraten. Seit Jahren wird die Idee von SPÖ oder ÖVP aufgegriffen und wieder fallen gelassen – die jeweils federführende Partei musste sich dabei regelmäßig den Vorwurf der Parteigeschichtsschreibung anhören. Zu den aktuellen Plänen von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), das Haus der Geschichte in der Neuen Burg zu errichten, hat die ÖVP bisher lang geschwiegen. Nun meldete sich Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer im „Standard“ zu Wort: Er will kein „rückwärtsgewandtes“ Museum, sondern ein „Haus der Zukunft“.

Die Vergangenheit aufzurollen sei nicht genug, ihm schwebt ein „Raum für die Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Zukunft“ vor. „Das Haus der Zukunft muss begreifbar machen, welchen enormen Veränderungen wir gerade ausgesetzt sind.“ Es soll das geplante Haus der Geschichte nicht ersetzen, sondern erweitern. Als Ort stellt sich Mahrer einen Neubau aus Holz neben dem Äußeren Burgtor vor – und facht damit die Standortdebatte erneut an: Für einen Neubau (statt der Adaptierung der historisch vorbelasteten Neuen Burg) hatten schon einige Museumsexperten plädiert.

Rathkolb findet Idee „ausgezeichnet“

Dabei sei an der Neuen Burg als Standort ohnehin nicht mehr zu rütteln, sagt Oliver Rathkolb, der den Expertenbeirat zum Haus der Geschichte leitet, zur „Presse“. Dieses soll laut Plan am 12. November 2018 eröffnet werden, ein Neubau am Heldenplatz wäre als späterer Zusatz denkbar. Mahrers Vorschlag für einen Blick in die Zukunft hält Rathkolb dennoch für „ausgezeichnet“, er passe auch gut zu seinem Ausstellungskonzept. Die letzte Station darin behandelt Zukunftsaussichten und Utopien. „Unser Konzept hört nicht mit einem bestimmten Datum auf.“

Genauso wenig soll die Ausstellung mit einem bestimmten Datum beginnen. Mahrers Vorstoß, bei der Aufklärung statt beim Revolutionsjahr 1848 anzusetzen, sei daher obsolet. „Wir sehen das eher im Längsschnitt“, so Rathkolb. In einer Station soll etwa Österreichs Weg in die Demokratie nachgezeichnet werden, Schwerpunkt sei dabei „die erste Globalisierung ab etwa 1850, als sich die ökonomischen und politischen Strukturen rasant geändert haben“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2015)

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