Stabiles Internet vom Auto aus

Die Informationsverbreitung bei Katastropheneinsätzen könnte via Breitbandinternet erleichtert werden. Ein mobiler Hotspot stellt die Verbindung her.

Eine Mure, die den Straßenweg zu einer Gemeinde – wie zuletzt in Rauris – versperrt, oder eine Brücke, die bei Hochwasser mitgerissen wird: Ereignisse, die im Extremfall alle beteiligten Einsatzorganisationen betreffen.

Die mündliche Verbreitung von Nachrichten via Funk und Handy ist gängig, hat aber auch seine Grenzen. Nämlich dann, wenn es etwa darum geht, dass alle Einsatzkräfte gleichzeitig über ein Ereignis benachrichtigt werden sollen. Der Zugang zu Information und eine schnelle, sichere Kommunikationsinfrastruktur sind auch für die optimale Nutzung von vorhandenen Ressourcen, ob bei nationalen oder internationalen Einsätzen, wichtig.

Ein neuer Kommunikationsweg wäre Breitbandinternet. Eine stabile Verbindung ist jedoch nicht überall gegeben. Der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) zeigt auf, wo welche Datenübertragungsgeschwindigkeit verfügbar ist. Die Spanne liegt hierzulande zwischen weniger als zwei und über hundert Mbit/s. Um dieses Problem für den Katastropheneinsatz zu lösen, hat ein Team rund um Peter Dorfinger, Experte für Telekommunikationstechnik und -systeme, den Prototyp für einen mobilen Internet-Hotspot, den „Mobile Broadband Extender“ (MBE), entwickelt.

Achtmal besser als bisher

Das Gerät samt Magnetfuß wiegt knapp drei Kilogramm, ist circa 30 Zentimeter hoch und „lässt sich so einfach wie ein mobiles Blaulicht auf dem Dach des Einsatzfahrzeuges montieren und wird über den Zigarettenanzünder mit Strom versorgt.“ Für die Inbetriebnahme und Nutzung des Geräts, das ein um den Faktor acht besseres Signal als gängige Hotspots hat, sei weder viel Zeit noch ein IT-Experte nötig.

Von der Praxistauglichkeit machten sich Einsatzorganisationen bei einer bundesweiten Rettungsübung auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig selbst ein Bild. Entwickelt wurde das Gerät im Rahmen des EU-Projekts Idira. Die Salzburg Research Forschungsgesellschaft m.b.H., an der Dorfinger die Forschungslinie Advanced Networking Center leitet, war für die Entwicklung einer krisentauglichen, mobilen Kommunikationslösung für Einsatzkräfte im Katastrophenfall verantwortlich.

Seit Ende April ist das Projekt abgeschlossen. Zwar gibt es das Gerät derzeit erst als Prototyp, die Entwickler verleihen es jedoch an in- und ausländische Einsatzorganisationen, um Erfahrungen zu sammeln. „Uns ist wichtig, wie damit in der Praxis umgegangen wird und wie gut der Informationsaustausch in Gebieten mit schlechter Breitbandverbindung funktioniert“, betont der Experte.

An jedem beliebigen Einsatzort soll eine stabile Internetverbindung gesichert sein und so die Informationsverbreitung begünstigen. Bis alle eingesetzten Einsatzkräfte eine eingestürzte Brücke letztlich auch auf einer digitalen Karte sehen, besteht aber noch Forschungsbedarf. (sobu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2015)

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