Niederösterreichs Landeshauptmann hat sich in den Streit um Minister Hahns Entscheidung eingeschaltet. Der Ausstieg mache Österreich zu einem forschungstechnischen Entwicklungsland. Hahn weist die Kritik als zu emotional zurück.
Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat am Freitag scharfe Kritik an seinem Parteikollegen, Wissenschaftsminister Johannes Hahn geübt. Dieser hatte vergangene Woche angekündigt hatte, Österreichs Beteiligung an der Europäischen Kernforschungsorganisation CERN beenden zu wollen. Pröll sieht dadurch Krebsforschungszentrum MedAustron in Wiener Neustadt gefährdet. Und sollte das der Fall sein, "dann riskiert er (Hahn) einen unglaublichen Konflikt mit dem Bundesland Niederösterreich und mit mir", so der Landeshauptmann im Ö1-"Mittagsjournal". Hahn bezeichnete die Kritik als "aus Sich eines Landeshauptmannes nachvollziehbar", mahnte aber davor, die Diskussion zu emotional zu führen.
Österreich wird "forschungspolitisches Entwicklungsland"
Sollte die Bundesregierung tatsächlich Ernst machen damit, aus dem CERN auszusteigen, "dann halte ich das für eine internationale Blamage", betonte Pröll. Das würde letztlich auch bedeuten, zu einem "forschungspolitischen Entwicklungsland" zu werden - bedenke man, dass Rumänien, die Türkei, Serbien und Zypern in die Organisation hineindrängen würden. CERN-Direktor Rolf-Dieter Heuer hatte erklärt, dass bei einem Ausstieg keine österreichischen Mitarbeiter am CERN mehr eingestellt würden. Hahn sieht das freilich anders: Es gebe genügend Nicht-Mitglieder, die trotzdem am Kernforschungszentrum arbeiten, so der Minister.
Hahn weiter unter Beschuss
Wissenschaftsminister Hahn ist steht seit seiner Ankündigung unter konstanter Kritik von Wissenschaftern und der Opposition. Nach den Grünen und Infrastrukturministern Doris Bures haben sich heute auch Niederösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter Sepp Leitner, das BZÖ und der Ring Freiheitlicher Studenten gegen Hahns Vorhaben ausgesprochen. Letztere bezeichnen den CERN-Ausstieg als "konsequente Fortführung von Hahns desaströser Bildungspolitik". Die Petition http://sos.teilchen.at/petition/ gegen den Ausstieg konnte mit Freitagmittag bereits mehr als 24.000 Unterzeichner verbuchen.
(Ag./Red.)