Die Donauinsel war eine planerische Großtat. Die künstliche Insel hat seit ihrer Fertigstellung Wien vor einigen Hochwassern bewahrt.
Müsste man das Wirken der Wiener Stadtregierung in der Zweiten Republik gewichten, so stünde am Ende ein Großprojekt an der Spitze: die Donauinsel. Die 21 Kilometer lange künstliche Insel hat seit ihrer Fertigstellung Wien vor einigen Hochwassern bewahrt. Quasi als Nebeneffekt wurde sie nach ihrer Fertigstellung zu einem beliebten Freizeitareal.
Die Idee des Ingenieurs August Zottl, ein Entlastungsgerinne für die Donau zu bauen und aus dem Aushubmaterial eine Insel aufzuschütten, sorgte für heftige Debatten, als er sie 1957 der Wiener Stadtverwaltung präsentierte. Mehr als zehn Jahre dauerte es, bis alle Widerstände überwunden waren und im September 1969 im Gemeinderat der Bau beschlossen wurde– von der regierenden SPÖ gemeinsam mit der FPÖ und gegen den Willen der ÖVP, die das Projekt vehement ablehnte. 1972 begann der Bau, 1988 wurde er schließlich vollendet.
Mit einer Durchlaufkapazität von bis zu 14.000 Kubikmetern ist man für Hochwasser gewappnet – das entspricht etwa dem größten jemals in Mitteleuropa gemessenen Hochwasser von 1501. Zusätzlich ist die Donauinsel auch als Grünraum für die Stadt wichtig – rund 1,8 Millionen Bäume und Sträucher bzw. 170 Hektar Wald wurden auf ihr gepflanzt. Das bedeutet sowohl Erholungsraum für Menschen als auch Lebensraum für Tiere.
Nicht mehr möglich. Es ist aber auch ein Projekt, wie es heute wohl kaum mehr durchführbar wäre, allein was Umweltauflagen betrifft. Aber auch politisch ließe sich die Insel heutzutage wohl nicht mehr so leicht durchsetzen– die Mehrheitsverhältnisse im Rathaus haben sich verschoben, es gibt neue Player. Und schließlich gibt es heute kaum mehr ein Projekt, gegen das sich nicht eine oder mehrere Bürgerinitiativen stemmen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2015)