Heute ist der erste Jahrestag der tödlichen Polizeischüsse von Ferguson, die Unruhen auslösten. Ein neuer Fall in Texas überschattet das Gedenken.
In den USA ist erneut ein junger unbewaffneter Schwarzer von einem weißen Polizisten erschossen worden. Der 19-Jährige sei in der texanischen Stadt Arlington mit einem Auto in das Schaufenster eines Autohauses gefahren, teilte die Polizei am Samstag mit.
Die Aufforderung der von einer Sicherheitsfirma alarmierten Beamten, sich hinzulegen, habe der junge Mann ignoriert und zu flüchten versucht. Es sei zu einer Auseinandersetzung mit den Polizisten gekommen, bei der Schüsse gefallen seien. Der Gerichtsmedizin zufolge hatte der Tote Schusswunden am Hals, im Brustkorb und im Bauch. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei bereits am Freitag. Die Bundespolizei FBI wurde eingeschaltet, um bei den Ermittlungen zu helfen.
Bei dem Beamten, der die tödlichen Schüsse abgefeuert haben soll, handelt es sich der Polizei zufolge um einen 49-Jährigen, der sich noch in der Ausbildung befunden habe. Der Polizist sei nach den Schüssen beurlaubt worden, sagte Polizeichef Will Johnson. "Dieser Vorfall findet nicht isoliert statt, sondern in einer Zeit, in der sich unser Land mit Themen wie sozialer Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Rassismus und polizeilichem Fehlverhalten befasst", sagte er.
Ferguson gedenkt der Opfer
Nach mehreren tödlichen Schüssen von Polizisten auf Schwarze, ist in den USA in den vergangenen Monaten eine Debatte über Gewalt und Rassismus im Polizeidienst entbrannt. Auslöser waren die Polizeischüsse in Ferguson genau heute vor einem Jahr auf den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown. In Ferguson versammelten sich bereits am Vorabend des Todestags 200 Menschen vor dem Polizeipräsidium.
Am späteren Abend wurden die Proteste aggressiver. Etwa 200 Demonstranten skandierten dort "Hey hey, ho ho, diese Killer-Bullen müssen weg!" Mehrere Demonstranten sprangen über eine Absperrung um das Gebäude. Demonstranten versuchten, einen gegrillten Schweinekopf mit einer Polizeimütze an Beamte zu übergeben. Die Proteste verliefen aber letztlich ohne Gewalt, die Demonstration löste sich auf.
Auch heute sind verschiedene Veranstaltungen zum Gedenken an Brown vorgesehen, unter anderem ein Schweigemarsch zu einer Kirche mit einem anschließenden Gottesdienst. Außerdem wird es viereinhalb Schweigeminuten geben. Damit soll daran erinnert werden, dass der tote Brown viereinhalb Stunden auf der Straße lag, bevor der Leichnam weggebracht wurde.
Ein Bericht des US-Justizministeriums vom März ergab, dass Schikanen von Schwarzen durch die Polizei im Vorort von St. Louis im US-Staat Missouri an der Tagesordnung waren. Mittlerweile hat Ferguson einen schwarzen Polizeichef, auch die Führung der Stadtverwaltung wurde teilweise ausgetauscht.
(APA/Reuters)