Salzburg: Verhöhnt vom eigenen Kapitän

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Salzburg legt den schlechtesten Saisonstart der Red-Bull-Ära hin. Im Klub regt sich Unmut über die Vereinspolitik, Kapitän Soriano macht seinem Ärger bereits im Internet Luft.

Maria Enzersdorf/Salzburg. Meister Salzburg kommt auch in der Bundesliga nicht in die Gänge. Drei Tage, nachdem beim achten Versuch der Sprung in die Gruppenphase der Champions League erneut verpasst worden war, spielte die Elf von Trainer Peter Zeidler bei Admira Wacker nach Führung nur 2:2-Remis. Immerhin: Es ist der erste Punktgewinn in dieser Bundesligasaison. Der erhoffte Befreiungsschlag blieb allerdings aus. „Es geht, verdammt nochmal, darum zu gewinnen“, tönte Zeidler im Vorfeld, schließlich bedeuteten die beiden Auftaktniederlagen gegen Mattersburg und Rapid den schlechtesten Saisonstart in der Red-Bull-Ära.

Während Zeidler meint, bereits Fortschritte erkannt zu haben, und Besserung versprach, ist der Unmut im Verein über den verpatzten Saisonauftakt inzwischen deutlich zu spüren. Die nunmehr auf die Entwicklung von Talenten fokussierte Vereinspolitik ist auch innerhalb der Mannschaft nicht unumstritten, sogar von „Kinderfußball“ war nach dem 0:3-Debakel in Malmö die Rede. Am Wochenende wurde der Unmut wieder deutlich: Jonatan Soriano, Salzburgs derzeit verletzter Kapitän, postete via Instagram ein Bild, das Miniknaben beim Fußballspielen zeigte und dazu das Endergebnis des Spiels gegen die Admira – 2:2. Mittlerweile ist das Foto wieder gelöscht, seine Wirkung hat es jedenfalls nicht verfehlt.

Tränen und Entschuldigungen

Viel war nach der Niederlage in Malmö über fehlende Erfahrung und Abgebrühtheit des jungen Salzburger Teams diskutiert worden. In Maria Enzersdorf war es mit Cican Stankovic diesmal der Torhüter, der mit zwei Patzern nach Eckbällen maßgeblich am Ausgang des Spiels beteiligt war. Auch Stankovic ist erst 22 Jahre alt. Trainer Zeidler verglich Stankovic' Auftritt mit jenem von Paulo Miranda in Malmö, der gegen die Schweden vor dem 0:3 einen kapitalen Fehler produzierte, danach Tränen vergoss und in der Südstadt ersetzt wurde. Auch der geknickte Stankovic entschuldigte sich nach dem Spiel: „Ich habe zwei Fehler gemacht, das ist klar, das nehme ich auf meine Kappe.“ Sich zu entschuldigen, sei eine ehrbare Reaktion, meinte Zeidler, „aber er hat sich die zwei Tore leider selbst reingeworfen“.

Dabei begann die an fünf Positionen umgebaute Startelf der Salzburger dank eines Solos von Yordy Reyna (7.) die Partie eigentlich ideal. Ungeachtet der Tormannfehler hätte die Mannschaft das Spiel aber aus der Hand gegeben, ärgerte sich Zeidler. „Das werfe ich meinen Spielern vor. Ich bin stinksauer, weil es möglich war, hier ein 2:0 oder ein 3:0 zu machen.“

Die Erfahrungen aus Malmö, wo der beruhigende 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel nach 14 Minuten aus der Hand gegeben wurde, wirken offenbar noch nach. „Man kann nicht davon ausgehen, dass man das einfach weganalysiert“, betonte Zeidler, „wir haben eine Riesenenttäuschung hinter uns.“ Sehr viel spiele sich jetzt im mentalen Bereich ab.

Der richtige Trainer

Der am Samstag 53 Jahre alt gewordene Trainer will seine Mannschaft „mit kleinen Schritten“ aus dem Tief herausführen. Die Einstellung stimme jedenfalls, er wisse deshalb, „dass wir mit mir als Trainer da wieder herauskommen“. In der Südstadt fehlte am Ende freilich auch das Glück, als ein elfmeterwürdiges Foul am eingewechselten Dimitri Oberlin in der Schlussphase nicht geahndet wurde. Admira-Cheftrainer Ernst Baumeister gab jedenfalls zu, dass der Zeitpunkt für das Duell mit den Salzburgern ein guter war: „Ich bin froh, dass wir Salzburg jetzt erwischt haben und nicht in ein paar Wochen, da werden sie deutlich stärker sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2015)

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