Kur: ÖGB-Chef Foglar kritisiert "Neiddebatte"

Erich Foglar
Erich FoglarDie Presse (Fabry)
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Foglar spricht sich grundsätzlich für Änderungen aus. Es müsse Kuren aber auf jeden Fall weiterhin geben.

ÖGB-Präsident Erich Foglar zeigt sich von der durch "Neid und die Privilegienschiene" geprägte Debatte um die Kur irritiert. Dies sei populistisch und nicht zielführend, sagte er am Dienstag. Sinnvolle Veränderungen, die man tatsächlich brauche und bereits begonnen wurden, würden dadurch erschwert.

Die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) sei schon seit geraumer Zeit an dem Thema dran. "Das ist nicht die Erfindung des Herrn (Hauptverbands-Chef Peter, Anm.) McDonald", betonte Foglar. Es gehe um sinnvolle und nachhaltige Veränderungen, auch im Bewusstsein der Menschen, und zwar in Richtung Verantwortungsförderung. Ein Pilotprojekte existiere, derzeit warte man auf die Evaluierung.

Dass es die Kur weiter geben soll, ist für Foglar unbestritten: "Wir brauchen sie dringend." Derzeit würden alle, die sie in Anspruch nehmen, in einen Topf geschmissen, kritisierte er. Schwer belastete Berufe gebe es aber auch heute noch, und all jene, die am Haltungs- und Stützapparat nachhaltig geschädigt würden, brauchten sie zur Linderung ihrer Beschwerden.

"Wenn ich mir an diesen heißen Tropentagen alle Bauarbeiter anschaue, alle Spengler, alle Schwarzdecker, die bei 40 Grad und mehr auf der Baustelle arbeiten; die müssten, wenn sie wirklich Gesundheitsbewusstsein haben, die Arbeit einstellen", so Foglar. Im Sinne der Arbeitgeber wäre dies wohl nicht. Umso mehr sollten die Unternehmer ihren Mitarbeitern ermöglichen, ohne Sorge um ihren Arbeitsplatz auf Kur gehen zu können.

"Nicht das Kind mit dem Bade ausschütten"

Die Kritik, dass es gerade die falschen (etwa öffentlich Bedienstete) seien, die am häufigsten auf Kur gehen, sieht Foglar rein in Verantwortung der einzelnen Versicherungsträger und der Ärzte. Für die am schwersten belasteten Arbeitnehmer sei ein solcher stationärer Aufenthalt jedenfalls auch in Zukunft notwendig. "Man soll mit einer rein ökonomischen Neiddebatte nicht das Kind mit dem Bade ausschütten", betonte er. Gesundheitsökonomen würden hier allzu gerne dem Sozialabbau das Wort reden.

"Skeptisch bis ablehnend" steht Foglar dem Vorschlag der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschaftskammer gegenüber, 500 Euro für persönliche Gesundheitsförderung steuerlich absetzbar zu machen. Obmann Julian Hadschieff hatte dies im Ö1-"Morgenjournal" gefordert. Ein solcher Freibetrag nutze nur jenen, die viel verdienen und wäre "nur ein Zuckerl für Besserverdiener", meinte der ÖGB-Chef.

Dass es Reformbedarf im Bereich der Kuren gibt, haben am Dienstag auch Wirtschafts- und Arbeiterkammer unterstrichen. Es sollten diejenigen erreicht werden, die wirkliche Gesundheitsschäden haben, meinte Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer im "Morgenjournal". Außerdem sollen Ziele festgelegt werden; ein Konzept, mit dem sich auch Helmut Ivansits von der Arbeiterkammer anfreunden kann. Man halte es für "sehr gut", die Genehmigung einer weiteren Kur von Fortschritten beim Abnehmen oder Blutdrucksenken abhängig zu machen.

(APA)

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