Türkei will Flüchtlinge an Überfahrt nach Griechenland hindern

Kos: Syrische Flüchtlinge warten in einem Stadion auf ihre Registierung.
Kos: Syrische Flüchtlinge warten in einem Stadion auf ihre Registierung.REUTERS
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Flüchtlinge, die auf die Überfahrt nach Griechenland warteten, seien ein Hygiene- und Sicherheitsrisiko. Sie sollen in Lagern an der Weiterfahrt gehindert werden.

Die türkischen Behörden wollen tausende Flüchtlinge im Westen des Landes an der Überfahrt ins nahe Griechenland hindern. Die meist syrischen Flüchtlinge, die sich im westtürkischen Izmir für die Fahrt auf die griechische Insel Chios versammelt haben, sollen zunächst in ein Fußballstadion gebracht und später in Lagern untergebracht werden, meldete die Zeitung "Hürriyet" (Onlineausgabe) am Mittwoch.

Begründet werde dies mit Hygiene- und Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit den Flüchtlingen in Parks und auf Plätzen in Izmir. Seit etwa zwei Wochen tauchen in Izmir und anderen Städten der türkischen Ägäis-Küste immer mehr Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak auf, die nach Griechenland wollen. Da sie keine Unterkünfte finden, warten sie in Parks und auf den Straßen darauf, von Schleppern nach Griechenland gebracht zu werden. Laut "Hürriyet" soll dies nun unter anderem mit verstärkten Straßenkontrollen der Polizei eingedämmt werden.

Die türkische Küstenwache hat innerhalb einer Woche mehr als 2.000 Flüchtlinge aus dem Wasser gerettet; seit Jahresbeginn wurden fast 30.000 Flüchtlinge von den türkischen Behörden von Booten in der Ägäis geholt. Die Türkei bietet fast zwei Millionen syrischen Flüchtlingen Zuflucht.

Kos: "Zwangsmaßnahmen gegen Flüchtlinge"

Auf der anderen Seite klagt Griechenland über einen Ansturm von Flüchtlingen auf seinen Ägäis-Inseln. Die meisten Menschen starten ihre Reise über das Meer vom türkischen Festland aus, das teilweise nur wenige Kilometer von den griechischen Inseln entfernt ist. Am Mittwoch wies Ärzte ohne Grenzen auf die prekäre Lage auf der Touristeninsel Kos hin.

"Bisher hatten wir einen Zustand staatlicher Untätigkeit, jetzt wendet die Polizei zunehmend Zwangsmaßnahmen gegen diese verletzlichen Menschen an", kritisiert Brice de le Vingne, Leiter der für Kos verantwortlichen Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen. So hätten griechische Behörden etwa 1.000 Menschen über Nacht auf Mittwoch in einem Stadion ohne Zugang zu Toiletten und Duschen festgehalten.

Ärzte ohne Grenzen: Polizei ist überfordert

Dienstagfrüh hätten sich sogar rund 2.000 Personen in dem Stadion befunden, darunter viele Familien mit Babys und Kleinkindern. "Sie warteten bei 32 Grad in der prallen Sonne auf eine Möglichkeit, der Polizei ihre Namen zu übermitteln, um sich registrieren zu lassen. Die Polizei war angesichts der Menschenmenge überfordert", so Ärzte ohne Grenzen. Journalisten und Helfer hatten berichtet, dass Polizisten auch Schlagstöcke gegen die Migranten einsetzten.

Die Behörden auf Kos hätten deutlich erklärt, dass sie nicht die Absicht haben, die Situation für die mehrheitlich aus Syrien und Afghanistan stammenden Flüchtlinge zu verbessern, "weil sie denken, das würde einen 'Pull-Faktor' darstellen. Aber Menschen, die vor Krieg fliehen, werden weiterhin kommen - unabhängig davon, ob die Behörden versuchen, sie aufzuhalten oder nicht", betonte De le Vingne.

Im Juli waren mehr als 7.000 Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten auf Kos angekommen, doppelt so viele wie im Juni. Wegen fehlender Erstaufnahmeeinrichtungen hatten die meisten von ihnen Zelte in den öffentlichen Parks und auf den Plätzen in der Stadt Kos aufgeschlagen.

(APA/AFP)

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