Studie: Hollywood ist männlich, weiß und hetero

Centfox
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In den erfolgreichsten Filmen der letzten Jahre sind knapp drei Viertel der Charaktere weiß, zeigt eine Studie. Auch Frauen sind deutlich unterrepräsentiert.

Manche Dinge ändern sich wohl nur sehr langsam, könnte man sagen. Als 1914 David Wark Griffiths "Die Geburt einer Nation" gedreht wurde, der erfolgreichste Film der Stummfilmzeit, der wegen seines rassistischen Inhalts höchst umstritten ist, waren Berührungen zwischen schwarzen Männern und weißen Frauen undenkbar – alle Schwarzen im Film wurden daher von geschminkten weißen Darstellern gespielt.

Hundert Jahre sind seitdem vergangen, die Filmgeschichte hat große Schauspieler und Regisseure aller Hautfarben hervorgebracht. In den erfolgreichsten Filmen der letzten Jahre sind weiße Darsteller aber immer noch überrepräsentiert, wie eine Studie der University of Southern California (USC) zeigt. Die Forscher analysierten die 700 kommerziell erfolgreichsten Filme der Jahre 2007 bis 2014. Im Jahr 2014 waren von 4024 Sprechrollen 73,1 Prozent weiß, in nur 17 der 100 Filme spielten nicht weiße Schauspieler eine Hauptrolle.

Besonders in der Kritik stand 2014 die Bibelverfilmung "Exodus", in der alle Hauptrollen von weißen Darstellern gespielt wurden (der bleiche Christian Bale stellte etwa Mose dar), während für Sklaven und Bösewichte dunkelhäutige Schauspieler gecastet wurden. Zuletzt gingen in den sozialen Netzwerken die Wogen hoch, weil für die Rolle einer Frau mit hawaiianisch-asiatischem Hintergrund in "Aloha" die elfenhafte Emma Stone ausgewählt wurde und Scarlett Johansson für die Hauptrolle im Remake des japanischen Anime-Films "Ghost in the Shell". Hollywood wird vorgeworfen, "Whitewashing" zu betreiben.

"Realität wird verzerrt"

"Filme verzerren immer noch die demografische Realität ihres Publikums", heißt es in der Studie, die darauf hinweist, dass Menschen aus unterrepräsentierten Ethnien in den USA immerhin 46 Prozent der Kinotickets kaufen. Zudem werden Hollywood-Filme heute für einen globalen Markt produziert – was an der mangelnden Diversität auf der Leinwand nicht viel ändert. Im Gegenteil: Laut "Guardian" beschäftigten auch die indische und chinesische Filmindustrie immer mehr westliche Darsteller.

So sehr weiße Schauspieler in Filmen überrepräsentiert sind, so sehr sind es auch die männlichen. 2014 waren nur 28,1 Prozent aller Sprechrollen weiblich. 21 der 100 Filme zeigten eine weibliche Hauptrolle. "Die Norm in Hollywood ist es, Mädchen und Frauen von der Leinwand auszuschließen", folgern die Forscher.

Vor allem ältere Frauen sind im Kino wenig zu sehen. Bei den Sprechrollen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren sind fast vier von fünf männlich. Symptomatisch erscheint da die Beschwerde der 37-jährigen Maggie Gyllenhaal, die angibt, für eine Rolle als Geliebte an der Seite eines 55-jährigen Mannes abgelehnt worden zu sein, weil sie "zu alt" sei. Dafür treten Frauen viel öfter nackt oder in erotischer Kleidung auf – laut Studie ein "problematischer" Umstand.

Was die sexuelle Orientierung der Charaktere angeht, kann von Diversität erst recht keine Rede sein: Die Studie hat dazu 4610 Rollen ausgewertet und fand gerade einmal 19 homo- oder bisexuelle Charaktere - das sind 0,4 Prozent. Dass von diesen 19 Charaketen die allermeisten weiß sind, vermag kaum noch zu überraschen.

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