Alle warten auf Alexander Van der Bellen

Alexander van der Bellen
Alexander van der BellenDie Presse
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Hofburg 2016: Während Rudolf Hundstorfers Kandidatur (fast) fix ist, soll Erwin Pröll noch unentschlossen sein.

Alle drei scheinen sie abzuwarten, was die anderen tun, keiner will sich vorschnell aus der Deckung wagen. Rudolf Hundstorfer lächelt immer nur spitzbübisch, wenn er auf die Bundespräsidentenwahl im Frühjahr 2016 angesprochen wird. Der Sozialminister dürfte als SPÖ-Kandidat feststehen, wenn er im Herbst nicht in Wien anstelle Michael Häupls einspringen muss. Erwin Pröll soll nach wie vor unentschlossen sein. An manchen Tagen kann er sich vorstellen, Niederösterreich zu verlassen, an anderen zweifelt er. Die ÖVP hat es ihm freigestellt. Und Alexander Van der Bellen ist jetzt einmal auf Urlaub gefahren, nach Tirol zum Wandern. Und zum Nachdenken.

Fest steht nur: Van der Bellen würde beiden, Hundstorfer und Pröll, wehtun. Schon als Grünen-Chef war er gleichermaßen für SPÖ- wie für ÖVP-Sympathisanten wählbar. Schafft er es in die Stichwahl um das Bundespräsidentenamt, ist ohnehin alles möglich. Die Frage ist, ob er will.

Es gibt nun ein Indiz, das in Richtung Ja deutet: Im Herbst erscheint eine Van-der-Bellen-Biografie. Kann das Zufall sein? Ja, heißt es aus der Partei. Der Brandstätter-Verlag sei an den Professor herangetreten, in einer Zeit, in dem die Hofburg-Wahl noch kein Thema für ihn gewesen sei. Wenn dem so ist, muss man wohl von einer glücklichen Fügung sprechen. Das Buch mit dem Titel „Die Kunst der Freiheit“ wäre ein schöner Start in den Wahlkampf. Wobei es keine programmatische Ansage enthält, sondern eine Rückschau ist. „Autobiografische Einblicke in Van der Bellens Leben“ verspricht der Verlag auf seiner Homepage. Für den Fall, dass der 71-Jährige kandidiert, ist dereinst also noch ein zweiter Teil möglich.

Die Grünen werden jedenfalls einen Kandidaten nominieren, ob er Van der Bellen heißt oder nicht. Womöglich kommt auch Gabriela Moser infrage. Die oberösterreichische Langzeitabgeordnete hat sich als Vorsitzende des Korruptions-U-Ausschusses profiliert. Über Alternativen will sich Parteichefin Eva Glawischnig allerdings erst dann Gedanken machen, wenn Van der Ballen abgesagt hat. Bis nach der Wien-Wahl am 11. Oktober hat er Zeit, danach beginnen die Vorbereitungen.

Das strategische Team der Grünen um Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner wurde einstweilen neu aufgestellt. Martin Radjaby, seit 2011 Kommunikationschef der Partei, wechselte mit August zur Werbeagentur Jung von Matt/Donau. Als Geschäftsführer wird er dort auch die Grünen betreuen. Seinen alten Job hat Nives Sardi übernommen. Neu am Rooseveltplatz ist Oliver Korschil. Als Schnittstelle zwischen der Bundespartei und den (regierenden) Landesparteien soll er überregionale Schwerpunktprojekte aufsetzen. Korschils Nachfolgerin als Kommunikationschefin im Klub ist die ehemalige Journalistin Karin Strobl.

Von Van der Bellen könnte auch abhängen, ob die Neos einen Kandidaten stellen. Sie wollen sich im November entscheiden. Beim Team Stronach ist eher nicht davon auszugehen, dass sich jemand findet. Es sei denn, Frank Stronach tritt selbst an. Die FPÖ wird ziemlich sicher eine Person ins Rennen schicken. Wenn Rechnungshof-Präsident Josef Moser bei seinem Nein bleibt, dürfte die Wahl auf den Dritten Nationalratspräsidenten, Norbert Hofer, fallen.

E-Mails an: thomas.prior@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2015)

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