„Muahaha“ und „Gnihihi“: Wie man im Netz lacht

Smileys gibts auch analog.
Smileys gibts auch analog.Clemens Fabry
  • Drucken

„LOL“ ist zumindest auf Facebook schon wieder out. Das weitaus demokratischere „Haha“ und das hämische „Hehe“ haben es verdrängt.

Sie haben keine Ahnung, was „LOL“ bedeutet? Nun, das ist jetzt auch schon egal. Dann haben Sie einen Trend einfach erfolgreich ausgesessen. Vier Jahre, nachdem „LOL“ für „laughing out loud“ Eingang ins ehrwürdige „Oxford English Dictionary“ gefunden hat, drei Jahre, nachdem sich der britische Premierminister David Cameron zum Gespött gemacht hat, weil er meinte, diese Abkürzung stehe für „lots of love“, ist sie aus dem Netz so gut wie verschwunden – zumindest, wenn man einer Statistik glaubt, die Facebook diese Woche veröffentlicht hat.

Der Konzern ließ erheben, wie seine Nutzer ausdrücken, dass sie amüsiert sind: Und von jenen, denen es nicht von vornherein zu kindisch ist, Emotionen mittels Abkürzungen und Bildchen auszudrücken, lachen nur 1,9 Prozent laut auf. Etwa ein Drittel greift zu Emojis, also den bunten kleinen Gesichtchen und Figürchen. 13 Prozent bevorzugen „Hehe“. Und über die Hälfte „Haha“! Genau sind es 51,4 Prozent. Wobei die Nutzer von Emojis zur jüngsten Altersgruppe gehören. Am ältesten sind jene, die „LOL“ verwenden – sie zählen durchschnittlich 28 Jahre.

Wieso aber der Abstieg dieser einst so gern verwendeten Abkürzung (und ein Abstieg ist es in jedem Fall, auch wenn 1,9 Prozent uns nach einer Recherche auf Twitter, wo es noch häufig in Gebrauch ist, als deutlich zu niedrig gegriffen erscheinen)? Begriffe wie „ROFL“ („rolling on the floor laughing“) und „LOL“ wurden zunächst von Insidern verwendet und verbreiteten sich dann langsam im Netz, wobei eine frühe Verwendung einen Distinktionsgewinn versprach. Es sind Begriffe, die sich exklusiv geben – wenn es aber mit der Exklusivität vorbei ist, weil man die Bedeutung bequem im Lexikon nachschlagen kann, haben sie ihre Funktion verloren. Dagegen haben lautmalerische Begriffe wie „Haha“ und Smileys den Vorteil, dass sie – fast – von allen und ohne Vorwissen verstanden werden. Sie sind sozusagen demokratisch, wo „LOL“ elitär war.

Außerdem ist die Bandbreite weitaus größer: Bei den Emojis reicht sie vom Tränen lachenden über den zwinkernden bis zum die Zunge herausstreckenden und dabei kichernden Smiley. Und auch ein „Haha“ ist sehr variabel. Je nach Grad des Amüsements kann man etwa noch ein, zwei oder drei weitere „ha“ anfügen. Ganz abgesehen davon, dass längst schon neue, von der Facebookstatistik noch gar nicht erfasste Varianten das Netz erobert haben: Ein „Muahaha“ wird gerade von jungen Nutzern gerne für ein gemeines Lachen verwendet – oder für ein sehr ausgelassenes. „Gnihihi“ steht für heimliches, oft schadenfrohes Gekicher. Da lacht jemand in sich hinein. Alle Varianten sind übrigens in den verschiedensten Sprachräumen in Verwendung, auch Beispiele aus Indonesien und Malaysia finden sich problemlos – eine Übersetzung ist gar nicht nötig.

Man muss zugeben – dagegen wirkt ein „LOL“ tatsächlich ziemlich gespreizt und alt.

E-Mails: bettina.eibel-steiner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.