„Jedes Mal etwas Besonderes“: Der Dirigent des Blasmusikkonzerts

(c) Stanislav Jenis
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Karl Jeitler, pensionierter Posaunist der Wiener Philharmoniker, leitet bei den Salzburger Festspielen das Sonderkonzert mit jungen Blasmusiktalenten.

Es ist schneller „ausverkauft“ als Konzerte der berühmtesten Orchester und der gefragtesten Solisten: das alljährliche Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit jungen Blasmusiktalenten bei den Salzburger Festspielen. Kaum werden die kostenlosen Zählkarten für den Konzerttermin in der Felsenreitschule aufgelegt, sind sie auch schon wieder weg.

Heuer waren alle Tickets binnen eines Tages vergeben. Der Auftritt der Blasmusiker mit Walzer, Polka, Marsch, Opernstücken und symphonischer Musik ist ein Besuchermagnet. Seit zehn Jahren gibt es diese Initiative der Wiener Philharmoniker mit den Salzburger Festspielen. Die Idee dahinter: junge Blasmusiktalente zu fördern und ihre Begeisterung für die klassische Musik zu wecken. Karl Jeitler, langjähriger Posaunist der Wiener Philharmoniker, dirigiert das Sonderkonzert seit dem ersten Jahr. Er war sofort Feuer und Flamme für die Idee, ein Blasmusikorchester zusammenzustellen.

Schließlich schlägt sein Herz für das Dirigieren ebenso wie für die Posaune. „Die Blasmusik hat mein Leben geprägt“, erzählt der 68-jährige Musiker, der seit drei Jahren in Pension ist. Er hat seine Karriere bei der Blasmusik in seiner Heimatgemeinde Grafenbach begonnen. So wie er einst von einem Musikerkollegen gefördert wurde, will Jeitler nun jungen Bläsern das Tor zur großen Musikwelt öffnen. „Wenn bei der Generalprobe der erste Ton in der Felsenreitschule erklingt, ist das jedes Mal ein unglaublich berührender Moment. Es klingt fantastisch“, erzählt der Posaunist.

Jeitler dirigiert nicht nur, er wählt auch das Konzertprogramm aus. Die Teilnehmer erhalten die Noten und müssen die Stücke technisch beherrschen. Bei der ersten gemeinsamen Probe klingt es meist noch etwas holprig. Doch die Arbeit der jungen Musiker, die Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Tuba und Schlagwerk spielen, mit Mitgliedern der Philharmoniker wirkt jedes Mal Wunder. „Da machen sie einen enormen Sprung“, erzählt Jeitler aus Erfahrung. Nach drei weiteren Proben steht das Konzert auf dem Programm. „Es ist jedes Mal etwas Besonderes“, schwärmt Jeitler. Die Arbeit mit den Nachwuchsmusikern, die jeweils aus Salzburg und einem anderen Bundesland – heuer ist es Oberösterreich – kommen, macht ihm unglaubliche Freude. „Es ist schön, wenn man jungen Menschen etwas weitergeben kann“, sagt er.

„Opfer des Sparkurses“

Wenn er den Salzburg-Urlaub nach den Festspielen beendet, geht es weiter nach Japan. Dort leitet Jeitler seit 25 Jahren in Hamamatsu ein Projekt, bei dem Musikstudenten, Profimusiker, Dirigenten und Musiklehrer einmal im Jahr gemeinsam zwei Konzerte mit Blasmusik erarbeiten.

Ziel des Projektes ist es, den Japanern ein Gefühl für die österreichische Blasmusik zu vermitteln. Diese habe nämlich eine große Tradition und sei stark von den Militärkapellen der Monarchie geprägt worden. Dass die Militärmusiken nun Opfer des Sparkurses beim Bundesheer werden, hält der begeisterte Musiker für „eine Tragödie“. Die Ersparnis sei im Verhältnis zum Schaden, der für das Musikleben in Österreich entstehe, lächerlich.

Auf einen Blick

Jubiläum. Das Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit jungen Blasmusiktalenten findet in diesem Jahr zum zehnten Mal in Kooperation mit den Salzburger Festspielen und dem Salzburger Blasmusikverband statt. Das Nachwuchsprojekt umfasst mehrere gemeinsame Proben sowie das Abschlusskonzert, das am Sonntag, 16. August, um 11.30 Uhr in der Felsenreitschule stattfindet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2015)

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