Erste Einblicke in YouTube-Gaming

(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Google hat lang die Online-Videospielkultur vernachlässigt – ein zukunftsträchtiger Markt. Ein Gaming-Portal in YouTube soll diese Nutzer wieder zurückholen.

In Deutschland kann die Vorab-Version von YouTube-Gaming bereits installiert werden. In Österreich ist das wiederum nur über Umwege möglich, in dem man einen VPN-Client beziehungsweise Proxy installiert, um dann die APK direkt auf das Gerät zu laden. Ein offizielles Datum für den Start der Livestreaming-Plattform gibt es aber noch nicht. In diesem Sommer, und der dauert bekanntlich nicht mehr lange, soll das neue Angebot starten.

Auf der Gamescom in Köln hat Google massiv die Werbetrommel für den neuen Dienst gerührt und live von der speziell aufgebauten Bühne gesendet. Der massive Aufwand, den das Unternehmen derzeit betreibt, lässt sich leicht erklären, denn statt wie gewohnt die Vorreiterrolle in innovativen Diensten zu spielen, hat man längst zu viel Konkurrenz und dadurch an Boden verloren. Auch wenn das Unternehmen behauptet, dass sechs der zehn beliebtesten Kanäle Gaming zum Thema haben. Aufgrund der Unübersichtlichkeit und Masse an Videos sind viele „Let's Player“ zu Twitch, das mittlerweile zu Amazon gehört, gewandert.

Positiver Ersteindruck. „Die Presse“ hat sich die Vorab-Version der Android-Version ein wenig genauer angesehen. Und obwohl der Videodienst noch nicht fertig ist, findet man bereits jetzt als Nutzer ein Archiv mit Let's Plays, Kritiken und Gameplay zu insgesamt 25.000 Spielen vor. Dabei darf aber YouTube-Gaming nicht als gänzlich neuer Dienst, der separat von YouTube funktioniert, vorstellen. Eher als Unterkategorie beziehungsweise als eine alternative Benutzeroberfläche, bei der man nur Inhalte zum Thema Spielen findet. Nachdem das Design stark an das der Google-Videoplattform angelehnt ist, ist sie einem schnell vertraut und die Bedienung ist leicht. Außerdem läuft alles sehr stabil, und auch die Reaktionszeit bei Eingaben ist sehr kurz. Sofern man bereits ein Google-Konto hat, benötigt man auch keine Neuanmeldung, sondern kann sofort starten. Hat man auf YouTube bereits einige Gaming-Kanäle abonniert, werden diese ebenfalls automatisch übernommen. Die Vorschläge wirken aufgrund des verwendeten Algorithmus auch schlüssig, jedoch gibt es hier noch Verbesserungsbedarf. Anscheinend werden nicht einzelne Videos kategorisiert, sondern deren Kanäle. Hat also ein Nutzer irgendwann ein Gaming-Video hochgeladen und ansonsten nur Kochsendungen in seinem Kanal, sind diese ebenfalls zu finden.

Parallelen zu Twitch. Bei genauerer Betrachtung dürfte Google nach einer einfachen Maxime gehandelt haben: „Warum das Rad zwei Mal erfinden.“ Denn viele aus Twitch bekannten Elemente finden sich auch in dem YouTube-Ableger wieder. Dazu gehört einerseits die Aufteilung der Übersicht und andererseits, dass Livestreams automatisch starten, sobald man sich im WLAN befindet. Und auch Spiele können künftig abonniert werden.
Vereinfachtes Streaming soll im Vordergrund stehen und so die Gamer wieder zurück auf die Plattform locken. Im Gegensatz zu Twitch hat man als Nutzer bei der Google-Alternative einen großen Vorteil: Man kann Livestreams automatisch in ein YouTube-Video konvertieren, wodurch dieses dann auch danach als Video-on-Demand noch verfügbar ist. Bei Twitch ist das nur innerhalb eines bestimmten Zeitraums möglich, danach wird der Inhalt gelöscht.

An der Vorab-Version lässt sich erkennen, dass Google die Zeichen der Zeit erkannt hat. Am Filter sollte man aber noch nachbessern, denn nach wie vor finden sich viele Inhalte, die einfach rein gar nichts mit dem Thema Gaming zu tun haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.08.2015)

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