Strafverfahren gegen Olympiasieger Hoffmann

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ARCHIVBILD CHRISTIAN HOFFMANN(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Am Sonntag bestätigte die Staatsanwaltschaft, dass gegen Christian Hoffmann ermittelt wird. Der Langlaufstar wehrt sich vehement gegen alle Vorwürfe und spricht von einer „Hetzkampagne“. Deshalb „freut“ er sich nun auf das Ermittlungs-Verfahren.

WIEN. Österreichs Sport kommt aus dem Teufelskreis des Dopings nicht heraus. Zogen zuletzt der Radfahrer Bernhard Kohl, die Triathletin Lisa Hütthaler oder der Sportmanager Stefan Matschiner die Blicke auf sich, so droht nun mit Christian Hoffmann einem Olympiasieger Ungemach. Der 34-jährige Oberösterreicher wird verdächtigt, Blutdoping mitorganisiert zu haben, indem er eine Blutzentrifuge erworben hat.


Hoffmann soll die Zentrifuge nicht nur für den Eigenbedarf verwendet haben. Er wird von mehreren Personen belastet, diese – möglicherweise gegen Entgelt – weitergegeben und ihre Funktionsweise erklärt zu haben. Der Sprecher des Bundeskriminalamts, Gerald Tatzgern, bestätigte am Sonntag der „Presse“, dass Hoffmann „als Beschuldigter von der SOKO Doping einvernommen worden ist“. Auch Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, erklärte, dass ein Strafverfahren nach Paragraf 22a Antidopinggesetz anhängig ist und bestätigte damit einen Bericht des „Kurier“. „Es gibt Ermittlungen, dass sich Hoffmann mit anderen diese Zentrifuge gekauft hat und sich am Doping anderer beteiligt hat.“ Nachsatz: „Das eigene Doping ist nicht strafbar.“

„Das ist absoluter Blödsinn“


Christian Hoffmann selbst verstand am Sonntag die Welt nicht mehr. Er beteuerte im Telefonat mit der „Presse“, weder eine Blutzentrifuge gekauft noch jemals gedopt zu haben. Obendrein kenne er persönlich weder Bernhard Kohl noch Michael Rasmussen, mit denen er dieses Gerät erworben haben soll. „Das ist absoluter Blödsinn, das ist eine Hetzkampagne gegen mich“, ärgert er sich. Deshalb „freut“ er sich nun auf das Ermittlungsverfahren.

„Ich bin froh, dass jetzt die Wahrheit herauskommt!“
Der Oberösterreicher war Teil des Langlaufwunders, das bei der WM 1999 in der Ramsau seinen Anfang fand. Unter Trainer Walter Mayer lief die Staffel zu Gold, das Hoffmann als Schlussläufer gegen den Norweger Thomas Alsgaard spektakulär auf der Ziellinie erringen konnte. Bei den Winterspielen 2002 sorgte er mit Mihail Botwinow für das Medaillendoppel über 30 km Freistil. Nachdem der Spanier Johann Mühlegg des Dopings überführt wurde, erhielt Hoffmann Gold. Seitdem aber blieben große Siege des Langlaufstars aus, weder bei einer WM noch bei Olympia (2006 sagte er krankheitsbedingt kurzerhand ab) vermochte er weitere Glanzlichter zu setzen.

Fliegenfischer, ein erboster Anwalt


Die Meldung, dass nun gegen den Olympiasieger ein Strafverfahren läuft, sorgte beim ÖSV für unterschiedliche Reaktionen. Während sich Langlaufreferent Dietmar Miklautsch in Slowenien als Fliegenfischer übte und „nichts wusste“, die Causa auf Nachfrage aber doch als „nicht angenehm“ bezeichnete, nahm Cheftrainer Bernd Raupach klar Stellung. Raupach – der Bayer ist ehemaliger Polizist – sprach von „legitimen Schritten eines Rechtsstaats, die auf Verdachtsmomenten basieren. Ich erwarte mir eine lückenlose Aufklärung, damit endlich Ruhe – so oder so – einkehrt.“
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel fand einen anderen Aspekt: „Wenn die Vorwürfe stimmen, wäre es ein weiterer Beweis dafür, dass es im ÖSV keine Dopingstruktur gibt, sonst müsste ein ÖSV-Athlet nicht zu einem Leichtathleten und einem Radfahrer gehen.“ Dass Stefan Matschiner allerdings auf Einladung von Walter Mayer bei den Spielen in Turin und in der Nähe der ÖSV-Langläufer und -Biathleten war, ist Faktum.
Christian Hoffmann jedenfalls hat vorgesorgt, sein Anwalt Hans-Moritz Pott ist bereits mit allen Details vertraut. Er bestätigt, dass Hoffmann von der SOKO Doping am 31. März und am 6. Mai einvernommen und den Behörden ein DNA-Abgleich übergeben wurde, mit dem bewiesen werden soll, dass sein Mandant niemals Blutdoping gemacht habe. Warum der Test nicht vor der Einleitung des Ermittlungsverfahrens durchgeführt wurde, sei ihm ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, „dass in dieser Sache laufend geheime Unterlagen in die Öffentlichkeit geraten“. Er brachte deshalb am Sonntag eine Sachverhaltsdarstellung wegen Amtsmissbrauchs ein. „Irgendjemand will meinem Mandanten schaden. So macht man einen Menschen kaputt.“

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