Nein zum Zwickeltag

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Es gab Zeiten, da war ein Fenstertag ein Fenstertag, ehe plötzlich der Zwickeltag seine Stelle einnahm.

Wie nennt man den Tag zwischen einem Feiertag und einem Wochenende? Fenstertag, ganz klar. Und in ganz Österreich ist man sich darüber einig. Ganz Österreich? Nein, ein unbeugsames Bundesland leistet bis heute erbitterten Widerstand gegen diesen Begriff. Und nicht nur das, still und heimlich unterwandert die oberösterreichische Sprachmafia die heimische Begriffslandschaft mit einer eigenen Wortkreation – dem Zwickeltag. Begonnen hat alles mit einem Welser Möbelhaus – das mit dieser Familie in der Werbung, Sie wissen schon – und einem unseligen Werbespot, in dem mit Rabatten an Zwickeltagen geworben wurde.

Damit war der Damm gebrochen und dem Zwickel Tür und Tor für die schleichende Unterwanderung der restösterreichischen Umgangssprache geöffnet. Plötzlich war in der medialen Debatte über Lehrerarbeitszeiten von Zwickeltagen die Rede, konnten sich sogar stolze Niederösterreicher auf einmal nicht mehr an den Fenstertag erinnern. Und das alles für den Zwickel. Für alle, die nicht wissen, was das überhaupt sein soll: Dabei handelt es sich um ein Stück Stoff, das in ein Kleidungsstück eingesetzt wird, etwa im Schrittbereich von Strumpfhosen. Oder allgemeiner, wie mir eine oberösterreichische Freundin erklärte, „einfach alles, das zwischen etwas steckt“.

Was erwartet uns als Nächstes? Welche Begrifflichkeit wird das unbeugsame Bundesland als nächstes Exportgut in den restösterreichischen Diskurs bringen? Womöglich die Zeitangaben? Das könnte dann wirklich hart werden, wenn 16.15 Uhr statt „Viertel fünf“ plötzlich „Viertel über vier“ heißen würde. Ein Aufeinanderprallen zweier Sprachwelten, in der die Uhren plötzlich anders gingen. Und das, liebe Oberösterreicher, das geht ja überhaupst nicht!


erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2009)

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