Aus dem Streubesitz des Büromöbelherstellers Bene kommt Kritik am Zeitpunkt des Gesellschafterausschlusses.
Wien. 1,03 Euro je Aktie – in Summe rund zwei Mio. Euro – sollen die Minderheitsaktionäre des Büromöbelherstellers Bene im Zuge des Gesellschafterausschlusses erhalten. Dieser Preis liege über dem von einem Bewertungsgutachten errechneten Betrag und sei auch von der KPMG als angemessen bestätigt worden, argumentieren die neuen Bene-Eigentümer, Martin Bartenstein und Erhard Grossnigg, die Bene mit der Übernahme vor der Insolvenz gerettet haben.
Der Squeeze-out des Streubesitzes von 9,76 Prozent, der bei der Hauptversammlung am 17. September beschlossen werden soll, wird jedoch wie so oft ein gerichtliches Nachspiel haben. „Ich rechne mit mindestens einem Dutzend Anfechtungen“, sagt der Präsident des Interessenverbands der Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, zur „Presse“. Dafür hat er gleich mehrere Argumente: Umgerechnet auf die „alten“ Verhältnisse (vor Kapitalherabsetzung und anschließender -Erhöhung) beträgt das Abfindungsangebot acht Cent. Gemessen am Emissionspreis von 5,50 Euro verlieren die Aktionäre 98,5 Prozent.
Was Rasinger aber noch mehr stört, ist der Zeitpunkt. Viele Aktionäre hätten ihm signalisiert, dass sie gern am Sanierungserfolg partizipieren wollten. Die Chancen dafür stünden mit Bartenstein und Grossnigg gut. „Man sollte mit dem Squeeze-out zwei Jahre warten,“ sagt Rasinger. Scheitere der Turnaround, käme es zwar zu einem Totalausfall – der wäre dann angesichts des jetzigen Wertverlusts verschmerzbar. Gelinge indes die Rückkehr in die Gewinnzone, winke den Anlegern zumindest ein Trostpflaster. Nahezu die Hälfte der Abfindung – rund 800.000 Euro – steht der Privatstiftung der Familie Bene zu, die bisher 42,5 Prozent am Unternehmen hielt.
Die Bene-Aktie notierte am Montag mit rund 1,6 Euro deutlich über dem Angebot. Die Aktie hat im März, als die prekäre Lage des Unternehmens bekannt wurde, ihren Wert von über fünf Euro halbiert. Dann pendelte das Papier um die 2,30 Euro herum. Nach einem kurzen Ausschlag nach oben im Juli ging der Kurs wieder deutlich nach unten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2015)